Zocken hinter Klostermauern
1. November 2021 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………. Christian Hanna
Düster schaut’s aus in der Kasse des Frauenklosters Mining, nichts mehr auf der hohen Kante. Dabei gäb’s Reparaturarbeiten genug zu erledigen, und die Verpflegung für die letzten vier Nonnen, ihre Mutter Oberin und den wegen seines Schweigegelübde stummen Pater Benedikt könnte auch besser sein. Weil Besucher und Kirchgänger ausbleiben, gibt’s auch wenig Abwechslung. Einen ordentlichen Internetauftritt, den Schwester Lucy vorschlägt, verbietet die Mutter Oberin. Also bleibt den vier Schwestern nichts anderes übrig, als während der Abwesenheit der Oberin die Zeit mit einer ordentlichen Runde Poker totzuschlagen. Auf dem Tisch der Klosterküche türmen sich die Chips – nicht echte natürlich, sondern die selbst hergestellten Hostien. Schwester Elisabeth gewinnt meistens, weil sie immer ein Ass (oder auch mehrere) im Ärmel hat, Köchin Eva Maria brennt fast ihr Eintopf an, die alte Schwester Agathe verschläft wieder das Wichtigste . . . Dabei müssen sie stets auf der Hut vor dem entdeckt Werden sein.
Eines Tages werden sie beinahe von zwei eigenartigen Gestalten überrascht, die behaupten, sie kämen direttissima aus Rom, vom Kloster – TÜV. Überall schnüffeln sie herum, hauptsächlich auf der Suche nach Schätzen (und wenn’s nur der saure Messwein im Klosterkeller ist), denn tatsächlich sind es ja die zwei Mafiosi Salvatore und Antonio, deren letzter Auftrag misslungen ist und die sich hier vor der Rache ihres Paten verstecken.
Was ist wohl in dem schwarzen Aktenkoffer drin, den die beiden ständig mit sich herumschleppen? Lohnt es sich für die Damen, um den Inhalt zu pokern? Und wird der Pate, der seine beiden minderbegabten Mitarbeiter findet und sich als Patin entpuppt, noch irgendwen killen?
Letzteres nicht, soviel sei verraten, und natürlich gibt es ein Happy End für die Pinguine – pardon, Nonnen – eh klar. Man kann es der netten, beschwingten Komödie Nonnenpoker von Jennifer Hülser, zumal in der kurzweiligen Fassung von Regisseurin Susanne Huber, nur wünschen, irgendwo nachgespielt zu werden. Die Theatergruppe Mining erfreute ihr Publikum mit dieser guten Stückwahl, dem stimmungsvollen Spielort im Schloss Frauenstein am Inn und natürlich auch den ansprechenden darstellerischen Leistungen. Ingrid Janka gibt eine um- wie nachsichtige Mutter Oberin, die die Schwächen ihrer Herde kennt. Brigitte Lindbauer beherrscht als Schwester Agathe, Seniorin der Runde, bestens die leisen, ironischen Töne und verblüfft immer wieder ihre Mitschwestern mit eiserner Loyalität. Steffi Huber/Sabrina Radelsberger möchten als etwas vorlaute und eitle Schwester Lucy das Kloster ins SocialMedia – Zeitalter beamen, Hilde Leitner als „stilles Wasser“ Schwester Elisabeth schummelt meisterhaft beim Pokern und Herta Schmidinger als Schwester Eva Maria kultiviert ihr schlechtes Kochen, um endlich von der ungeliebten Tätigkeit befreit zu werden. Walter Mitterbuchner und Wolfgang Janka geben die beiden unterbelichteten Mafiosi Salvatore und Antonio – Salvatore hält sich aber leider für schlau, was beim Big Boss, seiner Frau Valencia (Regina Schaller), aber gar nicht ankommt; allerdings ist sie nur halb so knallhart wie sie gern sein möchte. Und zuletzt ist da noch Franz Schwendtner als guter Geist Pater Benedikt, der in Aussicht auf gutes Essen sogar sein Schweigegelübde vergisst!
Einen sprachlichen Einwand hab‘ ich allerdings: Das italienische nonna bedeutete immer schon Großmutter – ausschließlich.