Das unrechte Spiel des Richters …….
15. Januar 2018 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………….. Hermine Touschek
Das Theater Vogelweide Wels kann auf 30 Jahre und ca. 66 Stücke zurückblicken. Dieses Mal gab es eine Premiere zu Silvester 2017: Der zerbrochene Krug in der Fassung von H.C. Artmann nach Heinrich von Kleist. Regie führte Franz Strasser, der von Anfang an mit der Theatergruppe verbunden ist.
H.C. Artmann schuf 1993 eine Neufassung der Komödie von 1808 und wandelte die Blankverse von Kleist in eine zeitgenössische Sprache um, die mit österreichischem Witz ausgestattet ist. Machtmissbrauch, Korruption und Erpressung sind uns auch heute ebenso geläufig, wie vor über 200 Jahren.
Dorfrichter Adam scheint bisher immer mit seiner schlampigen und fragwürdigen Rechtsprechung durchgekommen zu sein. Der Krug geht halt einmal mehr so lange zum Brunnen, bis er bricht. Die Witwe Rull ist nur äußerlich ob des zerbrochenen Erbstücks erzürnt, geht es doch auch um den guten Ruf ihrer Tochter, der in Gefahr geraten ist.
Ein mitreißendes Ensemble bringt die Meisterkomödie nach der Vorlage von Kleist auf eine höchst amüsante Art und Weise auf die Bühne. Johann Salzinger als dummer, lächerlicher Dorfrichter, dem schon lange eine Lektion erteilt gehört. Claudia Voithenleitner als Witwe Rull verteidigt energisch – mit äußerst liebenswertem bayerischen Akzent – hinter den Scherben des Kruges die Ehre ihrer Tochter. Fast möchte man ihr glauben, wie wertvoll das tönerne Geschirr war. Laurenz Neudorfer spielt den Schreiber Liechtl, der umsichtig und korrekt die schlampigen Gerichtsgeschäfte des Richters geraderückt.
Franz Strasser ist eine höchst vergnügliche Inszenierung gelungen, die in einem reduzierten, und deshalb umso mehr wirksamen Bühnenbild spielt, für das er auch gemeinsam mit Clemens Zimmerberger verantwortlich zeichnet.
Die Schauspielerinnen und Schauspieler schlüpfen gekonnt in die Figuren und versetzen das Publikum überzeugend mitten in ein heiteres Bezirksgericht.
Noch zu sehen am:
Do, 18., Fr, 19., und Sa, 20. Jänner jeweils um 20 Uhr.
https://www.theater-vogelweide.at/