Gemma a bisserl Wöduntagaung schau’n

12. März 2018 | Von | Kategorie: Rezensionen

Engerwitzdorf

Rezension von ……………………… Bernhard Paumann

Wo? Im Kulturzentrum „Im Schöffl“ in Schweinbach. Die engagierte Theatergruppe Engerwitzdorf hat sich der kritischen Satire „Der Weltuntergang“ von Jura Soyfer angenommen. Mit 24 Jahren schrieb er diesen Text fürs Kabarett. 1936 aufgeführt hat er die kommende Katastrophe vorausgeahnt. 1939 verstarb er im KZ Buchenwald.

Krisenbesprechung im Sonnensystem (herrlich die fantasievollen Kostüme der Planeten von Martina Schöngruber und Annemarie Lettmayr), weil die Erde taumelt. Ihr Problem: Sie hat Menschen. Und so soll der Komet Konrad (Hubert Wögerbauer köstlich als verliebter Himmelsstreuner) die Erde vernichten.

Auf unserem Planeten sieht man dem Weltuntergang gelassen als mediale Sensation und wirtschaftliche Okkasion entgegen. Nur Professor Guck ( Daniel Wöckinger mit einem gesunden Touch von Originalität) versucht vergeblich, die Menschen zu warnen und zumindest einen Staat für den Bau seiner erfundenen Kometenabwehrmaschine zu gewinnen und die Menschheit zu retten.

Siegfried Gstöttenmayr hat hier ein buntes Szenenkaleidoskop auf die Bühne gezaubert. Hervorragend der Einsatz der Drehbühne (in Eigenregie unter Federführung von Gstöttenmayr und Wögerbauer gebaut), weil durch die Bedächtigkeit des Verschwindens die Szene noch im Zuschauer nachklingen kann. Das Bühnenbild (Harald Karlinger und Stefan Mayrhofer) ist einfach, effizient und ohne großen Schnick-Schnack.

Was mich neben der schauspielerischen Leistung – effektvoll, lebendig, ungekünstelt das gesamte Ensemble – besonders verblüffte, war die gesangliche Leistung (Leitung Regina Plank). Immerhin haben die Songs (komponiert vom heute 90jährigen Günter Leopold) vielfach die Schräge eines Kurt Weill oder Paul Dessau. Genial unterstützt durch ein Akkordeon (Angela Dobretsberger bzw. Yevgenij Kobyakov). Dass auch das Figurentheater eingesetzt wurde – wo sieht man schon lebendige Volksempfänger, die Titze Tante (Annemarie Lettmayr als unbewegliches Werbeplakat) oder einen deutlich sprechenden Kakadu (Martina Haider) – , verdeutlicht einmal mehr die Intensität der Aussage des Stückes.

Mit dieser Inszenierung hat die Theatergruppe ein vorbildhaftes Zeichen für modernes Theater gesetzt – es muss nicht immer Boulevard sein, der Säle füllt.

Noch zu sehen am:

16., 17., 23., 24.3. jeweils um 20 Uhr
17.3. um 17 Uhr

https://www.theatergruppe-engerwitzdorf.at

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