Tragisch – Komischer Balanceakt

5. Juni 2013 | Von | Kategorie: Rezensionen

Gallneukirchen1Rezension von ……………………………… Christian Hanna

Den Auftakt zum Kultursommer Gallneukirchen im Warschenhofergut machte das Gusentheater Gallneukirchen mit Eugène Ionescos umwerfend schrägem Erfolgsstück Die kahle Sängerin. Der vom Autor als Anti – Theaterstück bezeichnete Text sollte die Erwartungshaltung des Publikums unterlaufen – was ihm bis heute, beinahe exakt  63 Jahre nach der Uraufführung, mühelos gelingt. Anhänger eines rationalen Theaters wie auch die Verfechter des Metaphysischen auf der Bühne sollten gleichermaßen vor den Kopf gestoßen werden.
Wegen der völligen Überzeichnung der tragischen Elemente der Handlung – sie zeigt zwei Ehepaare, die sich nichts mehr zu sagen haben und sich anschweigen bzw. sinnentleert aneinander vorbeireden – ist der komische Anteil sehr groß und kann fast nach Belieben ausgebaut werden.
Die Inszenierung Bernhard Paumanns hat den Vorzug, diese beiden Gegenpole sehr ausgewogen zu präsentieren. Der Regisseur entgeht der weit offenen Klamaukfalle und präsentiert dem Publikum eine Tragi – Farce vom Feinsten, die wirklich die Komik aus dem Tragischen entstehen lässt.
Heidi Böck und Sepp Mostbauer als Mrs. und Mr. Smith sind zwei Klischeebriten, wie sie schöner nicht sein könnten. Sie öden sich an, er erträgt ihren Sprechdurchfall, sie ersticken jeden Ausbruch ihrer unterdrückten Feindseligkeit im Keim mit der Gelassenheit von Asterix’ Freund Teefax. Julia Sonnleitner und Wolfgang Plöchl als Mrs. und Mr. Martin umgibt eher das Flair eines tragischen Clownpaares, das mit großer Würde an seinem Dasein scheitert. Elisabeth Kreil als Maid Mary weiß offensichtlich nicht, ob sie über die Zustände lachen oder sich leid tun soll, in so einen Haushalt geraten zu sein. Kilian Weidinger als Feuerwehrhauptmann auf der Suche nach wenigstens kleinen Feuersbrünsten schlägt sich gut mit seinen pointenlosen Anekdoten, bevor er die Flucht ergreift. Ein großes Kompliment auch dem ungenannten Techniker für den Edgar Wallace – Geisterschlosssound, den er der harmlosen Wanduhr verpasst hat.

Und die kahle Sängerin? Kommen Sie, sehen Sie selbst! http://www.gusentheater.at/

Weitere Termine: 6., 7., 8., 12., 13. Juni jeweils 20 Uhr

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