Komm, weißer Freund …

10. November 2013 | Von | Kategorie: Rezensionen

DorianRezension von ………Bernhard Paumann

                     …… komm, nimm mich mit“, singt Dorian Gray in den Kellergewölben des Schlosses Ennsegg. Das „Theater Sellawie“ hat sich diesen Herbst des Themas Jugend angenommen, und was läge näher, als die Geschichte des jungen Dandy Dorian zu erzählen.
Und wie sie erzählt und auch gespielt wird. Sebastian A. M. Brummer, schon bekannt aus den „Nibelungen“, legt hier einen Soloabend hin, der tief betroffen macht. Die Textadaptierung des Autors Norbert J. Skowronek, der zugleich auch eine sehr subtile Regie führte, ist schnörkellos und eindringlich und wird Oskar Wilde in jedem Satz gerecht. Die funkelnden Zynismen werden gekonnt herausgespielt und die dekadente Atmosphäre wird durch den Komponisten Jakob Vinje, der am Piano begleitet, musikalisch verstärkt.
Brummer tritt hier in drei Rollen auf: als Dorian Gray, der ewige Jugend ausstrahlt und das Leben genießt, seine angebetete Schauspielerin aber in den Tod treibt, als Lord Henry, der im näselnden Schönbrunner-Deutsch zynische Lebensweisheiten  absondert, als Maler Basil, der Dorian am Höhepunkt seiner Jugend gemalt hat und dessen exzessive Lebensweise sein Bild schaurig altern lässt. Und Brummer wird in Gestus und Sprache allen dreien gerecht und spielt emotional, ohne zu outrieren. Noch dazu hat er eine ausgezeichnete Stimme, die den wenigen Songs Intensität und Emotionalität verleiht.
Ein Abend, der die Zuschauer nachdenklich in die regnerische Herbstluft entlässt.

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