Verbrechen lohnt sich
27. September 2016 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………… Bernhard Paumann
Dass hinter der Lichtgestalt des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel der Dramatiker eher in den Hintergrund gerückt ist, ist schade. Umso beeindruckender ist es, dass Gabriele-Kirsten Lutz mit ihrer jungen Truppe „le bagage“ seine „Gauneroper“ im Cordatussaal in Wels auf die Bühne brachte. Und wie dieser persiflierende Text, der sicher noch mehr Kürzungen vertragen hätte, um Verbrechen, Abhängigkeiten und Verrat in eine grandiose Simultanbühne, die die ganze Breitseite einnimmt, gesetzt wurde!
Sehr stimmig setzt der Erzähler (Michael Zagler) als Pianist mit dem Haifisch-Song an. Die musikalischen Einschübe sind nicht im Originaltext, aber sie lockern ungemein auf, weil die Stimmen auch sehr sicher und kräftig sind – vor allem sticht hier Lena Holzer hervor. Und wer hört sie nicht gern, die Weill’schen Melodien aus Brechts „Dreigroschenoper“?
Der Womanizer Macheath (sehr präsent Johannes Höpfler in seiner schlaksig-betulichen Art) wird aufgerieben in dem Damen-Dreieck Polly (Laura Wurm geschickt changierend zwischen Liebe zum Ganoven-Gatten und dem elterlichen Gehorsam) , Lucy (Pia Entenfellner als starker Widerpart zu Polly und Macheath) und Jenny (Viktoria Steiner, geschickt spielend zwischen Verrat und Liebe), kann sich aber immer wieder herauswinden aus weiblicher Umklammerung. Sein Gegenspieler ist Willi Pitschinski (Dominic Wirtl sehr eindringlich im Spiel, aber manchmal überbordend in Gestik und Mimik), dessen Frau Elisabeth (Melanie Sinirtas in ihrer Unauffälligkeit dennoch sehr bestimmend) schließlich den großen Coup mit dem Polizeichef Bill (Sebastian Pass – spielerisch gut, aber ein verbales Maschinengewehr) landet. Siehe oben – Verbrechen lohnt sich. Eine theatralische Petitesse zeigt hier Joan Rieder als kleiner Gauner Erwin Prohaska. Zur tollen, freizügigen Truppe in Frau Dianas Etablissement gehört auch noch Katharina Doppelbauer. Und wenn nicht ein zusammenkrachender Sessel die Damen der Nacht zum Lachen gebracht hätte, wäre die Choreographie des „Big spender“ ein Glanzlicht gewesen.
Ein großes Bravo dieser jungen Truppe, von der wir gerne noch weitere theatralische Gustostückerl erwarten.