(Highest) Life is a Cabaret
24. Mai 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………. Bernhard Paumann
Das Wagnis, ein weltweit bekanntes Musical – nämlich „Cabaret“ (in der Fassung von Cris Walker 1997) – und einen durch den Superstar Liza Minelli gehypten Film „nachzuspielen“, kann in zwei Richtungen gehen: einerseits in ein nachäffendes Plagiat oder in eine glänzende Neuinterpretation. Zweiteres ist dem BRG Hamerling und der Hamerling Musical Company unter der Leitung von Anita und Anton Döllerer in betörender Weise gelungen und lässt den Film und manche Profibühnen vergleichend vergessen, weil diese SchülerInnen-Produktion selbst professionell ist.
Da ist einmal das Musikalische (Einstudierung, Songregie, Dramaturgie Anita Döllerer): Kraftvolle Stimmen, ohne schülerhaftes Vibrieren, sicher in der Intonation, immer auf gleicher Höhe mit der eingespielten Musik, bravourös abgestimmt mit der Bewegung, mit Empathie und professioneller Routine vorgetragen. Schon der Eingangssong durch den Conférencier Sophie Tauber lässt Großartiges erahnen.
Dann das Choreographische (Martin Niedermair mit Schülerinnen, Tanztraining Claudia Koll und Magdalena Neuburger): exakte, simultane Bewegungen, die aus den Körpern herausfließen, ausdrucksstark und animierend. Julia, Judith, Lucille, Bibiane, Amelie, Lisa, Sophie, Nicole, Theresa, Lena, Chiara und Lisa, die Stars des Kit Kat Clubs, sie sind nicht nur in der tänzerischen Gestaltung eine Augenweide, sondern auch in der Interpretation der Songs.
Dann das Schauspielerische (Dialogregie Anton Döllerer): Der amerikanische Schriftsteller Cliff (überzeugend zurückhaltend gespielt von Nikolai Schön) verliebt sich in das Showgirl Sally (eine wahre femme fatale ist hier Alexandra Ranner) und lebt in der Pension von Fräulein Schneider (liebenswert und verängstigt gespielt von Nina Hörschlager), die ihrerseits vom jüdischen Gemüsehändler Herrn Schulz (die linkisch devote Haltung grandios ausgespielt von Azim Isljami) verehrt wird, bis der Nationalsozialismus der angestrebten Hochzeit ein Ende setzt (Julian Strunz spielt hier beängstigend realistisch). Ein weiterer Pensionsgast ist Fräulein Kost, die rotzig frech von Marlene Ettmayer verkörpert wird. In den vielen Nebenrollen geben noch André, Stefanie, Lena, Jana, Chiara und Selina ihr Bestes.
Stehende Ovationen für eine besonders gelungene Produktion, die wahrlich dem 30jährigen Jubiläum der Hamerling Musicals gerecht wird. Es braucht viel Engagement, unbezahlte Mehrarbeit, Idealismus und Überzeugungskraft, um ein solches Projekt erfolgreich durchzuziehen. Viel Glück und Erfolg für die nächsten 30 Jahre.