Die Freiheit knorriger Gebirgler
17. November 2014 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………………………………………. Bernhard Paumann
Ja, das Nationalparkzentrum in Molln ist eine autoritaristische Republik geworden. Und das merkt man gleich beim Eingang mit Schlagbaum, martialisch blickenden Polizisten, markiger Marschmusik (und Walzerklängen – so streng ist man ja auch wieder nicht) und strikten Hinweistafeln. Es herrscht Visums-Pflicht.
Das Theater frei.wild Molln spielt Nestroys selten gespieltes Revolutionsstück „Freiheit in Krähwinkel“, eine echte Herausforderung für eine Amateurtheatergruppe. In der Regie von Franz Strasser agiert eine lustvoll spielende Truppe, der das Spiel mit Autoritäten und Freiheitswillen sichtlich Spaß bereitet. In einem einfachen, funktionalen Bühnenraum (Idee: Franz Strasser, W. Eduard Sageder) entwickelt sich das Spiel um Freiheit und Lösung verkrusteter Strukturen, die vor allem durch eine köstlich spielende Beamtenschaft, dem Ratsdiener Spatz (Josef Wecht) und seinen beiden Adlati (Martin Gegenleitner und Wolfgang Rankl), symbolisiert wird.
Seine Herrlichkeit, der Bürgermeister (herrlich ruppig, polternd, machthaberisch und dann wieder schleimig zuckersüß W. Eduard Sageder) wird herausgefordert vom Redakteur Eberhard Ultra, den Willi Berger-Dietl verkörpert, nein lebt. Der den Nestroyschen Wortwitz auskostet und mit ihm spielt. Dass die freiheitssehnsüchtigen Aufständler keine jungen Leute sind, sondern knorrige, „g’standene“ Männer tut dem Stück keinen Abbruch, sondern verstärkt nur die zuweilen ins Groteske changierende Regie – eine fast an „König Ubu“ gemahnende Szene ist die Heimkehr der mit Beulen und Wunden versehenen „zuschauenden“ Revoluzzer.
Für die Frauenrollen hat Nestroy keine solchen Glanzlichter-Rollen geschrieben, dennoch überzeugt die snobistische Staatssekretärin Reakzerl Edle von Zopfen (Eva Haubl) ebenso wie die Geheimratswitwe Schnabelbeiss (Renate Weissböck). Dass die Inszenierung manchmal mehr Tempo vertragen würde, spürt man, aber mir ist die Verständlichkeit des Wortes lieber als Tempo. Aber, wie oben gesagt, das gesamte Ensemble ist für die köstliche Umsetzung verantwortlich und wäre jeder Umsturz so friedlich, die Welt sähe besser aus.
Dass der rührige Verein mit dem noch rührigeren Obmann Sageder heuer den Landeskultur-Förderpreis für hervorragende Kulturarbeit in der Region und darüber hinaus erhält, freut uns besonders. Dass Eduard Sageder auch noch seinen 70er feiert, rundet die Sache ab. Noch viele weitere Jahre in dieser Frische und Agilität zum Wohle des Amateurtheaters.