Dada lebt – und wie!
12. Februar 2017 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………… Bernhard Paumann
Dass sich das Theater in der Werkstatt in Kirchdorf/Krems der Kunstform des Dadaismus angenommen hat, funkelt wie ein kostbarer Solitär in der Amateurtheaterlandschaft Oberösterreichs. 1916 hatte sich in Zürich im Cabaret Voltaire eine Gruppe von Künstlern gefunden, die gegen traditionelle Kunstvorstellungen revoltierte und als experimentelle Kunstströmung ihre ablehnende Haltung gegen Krieg, Nationalismus und Engstirnigkeit zum Ausdruck brachte. Wie es zu Dada kam, ist ungeklärt: im Französischwörterbuch ist es ein Spielzeugpferdchen, zu der Zeit war Dada ein herkömmliches Waschmittel oder ist der Name einfach der Kindersprache entnommen.
Sei’s wie es sei, was die Gruppe um Kurt Geiseder aus den Texten herausgezaubert hat, ist staunens- und bewundernswert und man verspürt durchgängig die unbändige Lust der Akteure (Kurt und Martina Geiseder, Johannes Gegenleitner, der als Youngster sich in der etablierten Spielschar sichtlich wohlfühlt, Helga Gutwald, Thomas Hochreiter, Ingrid Pohn und Gertraud Waldhör-Saatmann) am Spielen und Gestalten dekonstruierter Sätze und unnachahmlichem Wortgeflirre. Irisierend wie ein Polarlicht begleiten Trommeln und kleines Schlagwerk die Lautgedichte, die in ihrer sprachlichen Präzision eine Geräuschkulisse vergessen lassen. Minimalisierte Tanzbewegungen machen auf die Verstrickung des Menschen in mechanische Prozesse aufmerksam. Ein einfaches, aber wirksames Bühnenbild, bestehend aus Kartons mit Buchstaben oder Silben bestückt, lenkt auf die sprachliche Wirkung der Sprachexperimente hin. Die Spannung der Schauspieler und Schauspielerinnen überträgt sich nahtlos auf das Publikum, das ob des experimentellen Szenarios sich über die außergewöhnlichen Einfälle nur positiv wundern kann und mit tosendem Applaus dankt.
Ich kann nur mit Kurt Schwitters aus „An Anna Blume“ der Theatergruppe sagen: „Ich liebe dir“