Keine Leiche ohne Lily
27. Januar 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ………………………………….. Bernhard Ruf
Nicht nur der Winter ist hart in Bad Goisern, auch die Bedingungen für einen Theaterverein sind härter als in manch anderem Ort: Es ist schwer, Platz für die Kulissen zu finden, es ist schwer, den Kartenverkauf abzuwickeln und es ist schwer, den Mehrzwecksaal bühnenreif zu gestalten.
Umso höher ist die Leistung der Heimatbühne Bad Goisern unter der Spielleitung von Hubert Kefer einzuschätzen. Denn auf der Bühne des Festsaals wirkt alles so leicht und während englische Krimikomödien in manch anderem Ort schwer verdaulich gestaltet werden, geht die Lily und ihre (Nicht-) Leiche runter wie eine leichte flaumige Sachertorte.
Die Zutaten dazu klingen einfach, sind aber komplex. Sie reichen vom Vorspiel vor dem Vorhang, das wichtige Informationen in detektivischer Analytik verpackt, über kriminelle Wiener Milieustudien bis hin zu gekonntem Slapstick.
Schokolade, Marillenmarmelade und Glasur in einem sind die beiden Hauptdarsteller: Elfriede Putz und Albrecht Fettinger mimen die Lily und den Kommissar im Wien der 80-er Jahre mehr als überzeugend. Während die übereifrige Spürnase Lily an Miss Marple und Resi Berghammer erinnert, kommen bei Oberinspektor Becker Reminiszenzen an Kottan und Columbo auf. Und wenn sich die beiden ihre Wortgefechte liefern, bleibt kein Auge trocken. Begleitet werden sie von einem starken Ensemble, das nicht nur beim Freeze oder einer gut eingesetzten Zeitlupenstudie durch perfektes Timing glänzt.
Und wenn Lily den Mörder überführt und Inspektor Becker ihn verhaftet hat, wenn sich der Vorhang nach dem langen und verdienten Applaus zum letzten Mal schließt, macht sich das Team der Heimatbühne ans Räumen des Backstagebereichs, ans Aufräumen der Maske in der umgebauten Toilette und ans gemeinsame Analysieren bei Bier und Gulaschsuppe. Denn die Goiserer wissen, wie man harten Wintern begegnet: mit viel Humor, mit reichlich Kreativität und ausgiebigem Zusammenhalt.