Liliom von Ferenc Molnár beim Sommertheater in Leopoldschlag
27. Juli 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ………………………………….. Karin Leutgeb
Das Stück, das ursprünglich in Budapest spielt und von Alfred Polgar 1912 in der Übersetzung in den Wiener Prater verlegt wurde, hat in diesen über 100 Jahren seines Bestehens nichts an Aktualität eingebüßt, denn es geht um die Menschen und ihre Suche nach Glück – nach Anerkennung und Liebe.
Liliom ist Karussell-Ausrufer im Prater, ein großmäuliger Frauenheld und Strizzi. Als er sich in das Dienstmädchen Julie verliebt, wirft ihn seine eifersüchtige Arbeitgeberin hinaus, und er gerät in eine Spirale von Arbeitslosigkeit, Frustration, Gewalt und Spielsucht. Als Julie ein Kind erwartet, lässt sich Liliom zu einem Raubüberfall überreden. Doch was als Lösung aller Probleme gedacht war, erweist sich als fatale Endstation.
Das gesamte Ensemble bietet eine ausgezeichnete Leistung unter der Regie von Daniel Pascal, der seine Schauspieler in bewährter Weise behutsam führt und aus den Figuren Menschen entstehen lässt.
Christian Lemperle, der auch heuer das Ensemble wieder als einziger Profi ergänzt, zeigt uns einen Liliom mit all seinen Zwischentönen. Immer wieder blitzt unter dem gewaltbereiten, arbeitsscheuen Taugenichts der „andere“ Liliom auf, der auch nur auf der Suche nach Liebe und Anerkennung ist und seine Hilflosigkeit und seine Unfähigkeit für Julie zu sorgen hinter Gewalt versteckt.
Martina Lanzerstofer berührt als Julie, die ihren Liliom liebt und zu ihm hält, komme was wolle, und doch auch gefangen ist in ihrer Sprachlosigkeit. Überzeugend wandelt sie sich vom unbedarften Dienstmädchen zur Frau und Mutter, die ihren Weg geht.
Julies Freundin Marie (frisch und facettenreich gespielt von Jana-Marie Bauer) und ihr Mann Wolf Beifeld (Dominik Chalupar) zeigen uns gekonnt ihren Aufstieg ins Bürgertum. Gerhard Neunteufel erinnert als Ficsur an einen Gauner im Nadelstreif, und Daniela Bauer (Frau Muskat), Elisabeth Neulinger (Frau Hollunder) und Bianca Hoffelner (Luise) geben ihren Figuren Farbe und Frische.
Beeindruckend auch das Bühnenbild, auf dem Daniel Pascal mit nur wenigen Versatzstücken eine eigene Welt entstehen lässt – das Karussellpferd alleine schon ein Hingucker! – und der Einsatz der Drehbühne, die das Bild des Karussells aufnimmt als Metapher für das Leben.
Ein Theaterbesuch, der sich lohnt!
Noch zu sehen am:
2., 3., 8., 9., 10. August jeweils um 20 Uhr
Sonntag, 4. August um 15 Uhr
https://www.grenzlandbuehne.at