Einstürzende Lügengebäude
25. September 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ………………………….. Hermine Touschek
Auf die temporeiche Farce „Cash – und ewig rauschen die Gelder“ (Cash on Delivery) von Michael Cooney lassen sich heuer die Schauspielerinnen und Schauspieler der Steyrer Volksbühne unter der Regie von Helmut Boldog ein.
Michael Cooney ist der Sohn des berühmten Boulevard-Autors Ray Cooney und feierte mit Cash on Delivery 1993 Uraufführung in Windsor.
Eric Swan (Gottfried Reiger) verheimlicht seiner Frau Linda (Sabine Hochrathner), dass er vor zwei Jahren seinen Job verloren hat. Er entwickelt ein ausgeklügeltes System, die Lücken im Sozialsystem auszunutzen. Diverse Untermieter samt Familienanhang werden erfunden, für die er die unterschiedlichsten Sozialleistungen beantragt. Ohne Probleme erhält er Arbeitslosenhilfe, Witwen- und Frührente, Schlechtwetter-, Kinder-, Wohn- und Krankengeld, während sein Cousin George (Martin Koppenberger), die Zusatzleistungen der fiktiven Hilfsbedürftigen einlöst und einen florierenden Schwarzmarkt für Stützstrümpfe, Perücken und Reha-Maßnahmen unterhält. Plötzlich steht eines Tages Mr. Jenkins (Edda Diwald) vom Sozialamt vor der Tür. Verzweifelt verstrickt sich Eric in fadenscheinige Erklärungsversuche und absurde Ausreden, in die er auch seinen einzigen echten Untermieter Norman (Daniel Hubmer) hineinzieht, bis dieser selbst nicht mehr weiß, wer er eigentlich ist.
Eine pointensichere, tempo- und wortspielreiche Komödie, voller Verwechslungen und Situationskomik, der die Regie und die Schauspielerinnen und Schauspieler voll gerecht werden. Gottfried Reiger ist anfangs überzeugt selbstsicher, dass er das System überlistet hat. Mit Fortschreiten der Handlung bemächtigen sich Chaos und Verzweiflung seinem Agieren. Daniel Hubmer, der in das ganze Szenario ohne seine Schuld hineingezogen wird, verstärkt durch sein ausdrucksstarkes Minenspiel die grotesken Situationen, dass ihm das Mitleid der Zuschauer gewiss ist. Sabine Hochrathner als die ahnungslose Ehefrau, die schon einen Paartherapeuten zurate gezogen hat, weil Sie mit den gefundenen Perücken und Kleidungsstücken schon das Schlimmste befürchtet. So sieht eine verzweifelte Ehefrau aus, die nicht mehr ein und aus weiß.
Hinreißendes Boulevardtheater mit einer haarsträubenden Geschichte, die überzeichnete Figuren braucht – eine Auflösung scheint aussichtlos – es bleibt: eine aberwitzige Verwechslungs- und Verwandlungskomödie voller Überraschungen, Situationskomik und schlagfertiger Wortspiele.
Noch zu sehen am:
28.9. um 19.30 Uhr
am 29.9. um 17 Uhr
am 4.10 und 5.10 jeweils um 19.30 Uhr
am 6.10. um 17 Uhr