Das Frankenburger Würfelspiel – eine beispielgebende Zusammenarbeit
17. August 2013 | Von admin | Kategorie: RezensionenRezension von …………………Verena Wiesinger
Geschichte des Frankenburger Würfelspieles ………………………………
Als im Mai 1625 – zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges – in Frankenburg ein römisch katholischer Geistlicher eingesetzt werden sollte, kam es zum bewaffneten Aufstand der seit vielen Jahren evangelischen Bürger und Bauern.
Diese Rebellion wurde jedoch nach drei Tagen wieder aufgegeben, da der bayerische Statthalter Adam Graf von Herberstorff „Gnade“ versprach, falls die Aufständler ohne Wehr und Waffen zum Haushamerfeld kommen. Diese „Gnade“ war jedoch schrecklich: 36 Ausschußmänner mussten paarweise um ihr Leben würfeln. Die Hälfte von ihnen fand den Tod durch den Strick. Dieses grausame Ereignis war Auftakt zu den oberösterreichischen Bauernkriegen.
Seit 1925 spielt die Würfelspielgemeinde Frankenburg ein Stück nach einem Schauspiel von Karl Itzinger, überarbeitet von Franz und Michael Neudorfer, das dieses markante Geschehen in der Geschichte des Ortes zum Inhalt hat.
Alle zwei Jahre wird in den Sommermonaten längst Vergangenes wieder lebendig: Die farbenprächtige, dramatische Inszenierung unter freiem Himmel, die herrliche Naturkulisse und nicht zuletzt die unverfälschte Spielfreude der über 400 Frankenburger LaiendarstellerInnen bescheren den Besuchern ein unvergessliches Erlebnis. Auf keiner anderen Sommerbühne ist Schauspiel so authentisch, so eng mit den Wurzeln der Mitwirkenden verbunden wie hier. Es zeigt anschaulich, wohin Fanatismus und Intoleranz führen können. Das „Frankenburger Würfelspiel“ ist mehr als nur ein Theater, es ist ein Stück Geschichte.
Im Gespräch mit dem Obmann Anton Streicher und dessen Bruder fühlte ich die unglaubliche Verbundenheit der Frankenburger mit ihrer Geschichte. Über 700 Personen sind ehrenamtlich im Einsatz, wenn es darum geht, die Würfelspiele aufleben zu lassen. Hier ist Tradition nicht das Anbeten von Asche, sondern das Weitergeben des Feuers.
Bei den Würfelspielen mitzuwirken gilt in Frankenburg und Umgebung als eine große Ehre. Viele DarstellerInnen warten jahrzehntelang auf eine Sprechrolle.
Der Dialekt des Urahnen, der durch das Stück führt, ist jener meines längst verstorbenen Großvaters. BesucherInnen, die nicht aus dem Hausruck- oder Innviertel stammen, sei das sehr schön gestaltete und ausführliche Programmheft ans Herz gelegt.
Ein einprägsames und tief beeindruckendes Schauspiel, das jeder aus dem Landl gesehen haben muss.