„Liliom“ fährt Karussel in Attnang Puchheim

5. Juni 2014 | Von | Kategorie: Rezensionen

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Rezension von ………………………….. Hermine Touschek

Die Kellerbühne Puchheim holte sich für ihre Sommerproduktion diesmal Schauspielprofi Ursula Ruhs als Regisseurin, die ihren Liliom vor dem Hintergrund des Prater-Rummelplatzes spielen lässt, ohne süße Prater-Seligkeit. Das Bühnenbild ist düster und einfach gehalten und lässt nur in Gedanken vermuten, in welcher Welt Liliom (Wolfgang Peer) arbeitet. Er ist Ausrufer am Ringelspiel, ein Strizzi und Kleinganove, ein Vorstadt-Casanova, der mit seinem rauen Charme Dienstmädchen beeindruckt. Aus der Ferne tönt Drehorgelmusik. Das Gefühl von glitzernder Jahrmarktromantik soll gar nicht erst aufkommen.
Das naive Dienstmädchen Julie (Andrea Goldberger) verliebt sich in ihn und bleibt an seiner Seite, nachdem er von seiner Arbeitgeberin Frau Muskat (Ilse Seufer-Wasserthal) hinausgeworfen wird. Er ist lieber arbeitslos, als ein Hausmeister und beendet seine kriminelle Karriere durch Selbstmord, als Julie schwanger ist.

Wolfgang Peer spielt den Liliom uncharmant und rücksichtslos. Man leidet mit ihm unter der Unfähigkeit, Gefühle zu ertragen – weder die eigenen noch fremde. Und darüber kommt ihm schon oft einmal die Hand aus, was auch Julie zu spüren bekommt. Und doch gibt es ein paar Momente, die vermuten lassen, dass es da noch einen „guten Kerl“ ganz tief drinnen gibt.
Andrea Goldberger als Julie ist tief berührend, ohne sentimental zu sein. Sie hält zu Liliom und nimmt somit den Untergang in Kauf. Ihre Liebe zeigt sich nicht als romantischer Zauber, sondern als Naturgewalt, der man nicht Entkommen kann. So ist es möglich, „dass einen jemand schlägt ……… und dass es doch gar nicht weh tut ………….“. Nur Julies Freundin, Marie (Hanna Wirleitner) gelingt der soziale Aufstieg zur Ehefrau eines Kaffeehausbesitzers. Die Wandlung vom unwissenden, naiven Mädchen vom Lande zur Gattin des, „leider Juden“ Wolf, spielt Hanna Wirleitner mühelos.

Franz Molnàrs „Liliom“ aus dem Jahr 1909 feierte erst 1923, in der deutschen Übersetzung des Wiener Kaffeehausliteraten Alfred Polgar, seine erste erfolgreiche Aufführung im Theater an der Josefstadt in Wien.
Die Figur des Liliom wurde für viele Schauspieler eine Paraderolle.: Curd Jürgens, Paul Hörbiger, Karlheinz Hackl und vor allem Hans Albers, der diese Rolle mehr als 1800 mal spielte.

Noch zu sehen am: 6., 7., 10., 15., 18., 20., 21. Juni, 6., 9., 10., und 11. Juli – jeweils um 19.30

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