Dieser „Oscar“ hätte sich einen Oscar verdient

20. Februar 2012 | Von | Kategorie: Rezensionen
Rezension von Bernhard PaumannDieses Geheimnis muss einmal gelüftet werden: Louis de Funes lebt, und zwar in einem Dorf nahe der tschechischen Grenze, in Leopoldschlag. Unter dem Pseudonym Robert Traxler kann man ihn in der „Grenzlandbühne“ in der Boulevard-Komödie „Oscar“ bewundern. Schon in seinem berühmten Film hat der französische Starkomiker ein Gagfeuerwerk gezündet, aber als Robert einen eigenständigen, neuen Weg gefunden.
Raimund Stangl hat, verantwortlich für Regie und Bühnenbild, eine schmissige, turbulente Komödie auf die Bretter gestellt und bei der Auswahl seiner Charaktere ein mehr als goldenes Händchen bewiesen. Punktgenau – sozusagen.
Josef Haiböck mit seinen beiden Produktionsleitern Bernhard Jahn und Johannes Klopf gingen den bewährten Weg, in der dunklen Jahreszeit ein lustiges Stück auf die Bühne zu stellen. Mit vollem Erfolg – auch wenn die Grenzlandbühne ob des Faschingsonntags doch nicht ganz ausverkauft war – verdient hätte sie es sich.
Den Inhalt einer Boulevard-Komödie nachzuerzählen ist vergebene Liebesmüh. Was die SchauspielerInnen mit ihrem Regisseur daraus gemacht haben, ist lobend zu erwähnen. Allen voran Robert Traxler als der Seifenfabrikant Barnier, der – so geht die Fama – erst vor 1 ½ Monaten diese Monsterrolle übernommen und überzeugend auf die Bühne gebracht hat. Wie schon erwähnt keine billige Kopie des Franzosen, sondern ein stringenter Weg vom überlegenen Geschäftsmann bis zum Rumpelstilzchen am Ende. Ihm genial zur Seite Mario Ruschak als der Bräutigam Leroi, das ausgleichende Pendant zum quirligen Direktor. Herzergreifend naiv und lenkbar die Darstellerin der Tochter Colette, Christiane Beutl, resolut Julia Chalupar als Gattin. Hier drängt sich durch diese beiden Damen ein Stückchen gelebter Feminismus auf. Auch das Stubenmädchen Bernadette (Carina Wiederstein) hat trotz der wenigen Auftritte ihre großen Momente. Johannes Klopf spielt den Chauffeur Oscar so herzergreifend als „Zniachterl“, dass man Mitleid bekommen könnte, ein wunderbarer Widerpart, nein, ein harmonisch naiver Gleichklang mit Colette. Bei der Gestaltung der Rolle des Masseurs durch Gerald Rudlstorfer denkt man unwillkürlich an einen wortkargen Massenmörder. Charlotte (Stephanie Milhecic) und Nicole (Sandra Klopf) tragen das Ihre zum Gelingen der Komödie bei.
Eine Boulevard-Komödie muss rasant gespielt werden, und das Tempo hier hat genau gestimmt. Behutsam waren die Gags gesetzt, ohne aufgesetzt zu wirken (köstlich die Zimmergolf-Szene). Der ständige Koffertausch und die sich daraus ergebenden Reaktionen Barniers haben die Lachmuskeln kräftig strapaziert. Es war ein Abend, an dem man zufrieden und mit einem innerlichen, anhaltenden Schmunzeln nach Hause ging (fuhr), oder sich durch einen lauten Lacher an eine der vielen köstlichen Szenen erinnerte.

Am 23., 24. u. 25.2. um jeweils 20 Uhr und am 26.2. um 15 Uhr wird noch gespielt!

 

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