Stütze des Theaters
11. Juni 2012 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von Bernhard Paumann ………..
Eine Stütze in der oberösterreichischen Theaterlandschaft ist das theater VOGELWEIDE in Wels seit nunmehr 25 Jahren. 1987 scharte der Schauspieler Franz Strasser eine Schar Jugendlicher um sich und begann kritische und unbequeme Stücke auf die Bühne zu bringen. Namen wie Franz Xaver Kroetz, Ödön von Horvath, Wolfgang Bauer, Friedrich Dürrenmatt, Dario Fo und viele mehr tauchen auf dem Programmzettel auf, daneben aber auch Renner wie „Pension Schöller“, Feydaus „Floh im Ohr“, Gogols „Revisor“ oder Nestroys „zu ebener Erde und im ersten Stock“, immer aber den kritischen gesellschaftlichen Bezug wahrnehmend.
Und „Die Stützen der Gesellschaft“ von Henrik Ibsen sind der Jubiläums-Höhepunkt eines theatralischen Vierteljahrhunderts. Die beißende Kritik an einer selbstgefälligen, moralinsauren Gesellschaft, einer im Saft von Prüderie und Bigotterie schmorenden High-Society wird glaubhaft in Szene gesetzt. Das einfache, aber sehr funktionelle Bühnenbild (ein Tisch, mehrere Sessel in der Mitte als Arenabühne aufgebaut) setzt das Geschehen mitten unter die Zuschauer, die dieselben Zu- und Abgänge benützen müssen wie die SchauspielerInnen, und erzeugt Beklemmung und ein Sich-einlassen-Müssen mit den Protagonisten.
Diese sind Typen, aber doch als lebendige Menschen gezeichnet, zum Teil ironisch überzeichnet wie der Prokurist Krap (Clemens Zimmerberger) oder Hilmar Tönnesen (Johann Salzinger) – wobei mir das Ibsensche „Teufel, Teufel“ anstelle des „Uff“ besser gefallen hätte. Eine große Rolle für Franz Reiter als Konsul Bernick, dessen stellenweise Steifheit ich durchaus als Regienotwendigkeit empfunden habe, um die Zwanghaftigkeit seines Tuns noch zu unterstreichen.
Die „Amerikaner“ Lona (Sabine Zöpfl) und John (Johann Salzinger) bilden einen Kontrapunkt zur verzopften Gesellschaft, die durch den Hilfsprediger Rörlund (Martin Greifeneder) genial verkörpert wird. Aber auch die Damen- und Herrenriege (schließlich stehen 17 SchauspielerInnen auf der Bühne) runden die große Ensembleleistung ab. Schwierigkeiten hatte ich mit den Alterszuordnungen der Bühnen-Charaktere, aber das liegt wohl an der Zusammensetzung der Gruppe.
Resümee: Großes Theater, große schauspielerische Leistung, großes Bühnenbild, groß(artig)e Regie, großer Dank und das theater VOGELWEIDE möge weiter eine echte Stütze in der Theaterlandschaft bleiben.