„Hokuspokus“ macht aus einem Elefanten eine Mücke

7. Januar 2015 | Von | Kategorie: Rezensionen

HokuspokusRezension von …………………………… Hermine Touschek

Der 1960 verstorbene Autor und Schauspieler Curt Goetz gilt als einer der brillantesten Komödienschreiber im deutschsprachigen Raum. 1927 erlebte die Urfassung von „Hokuspokus“ in Stettin seine Uraufführung. 1930 wurde das Stück zum ersten Mal verfilmt. 1953 erfolgt eine sehr erfolgreiche Neufassung des Films, in dem Curt Goetz selbst die Hauptrolle spielte. Unter dem Titel „Hokuspokus oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden…?“ wurde der Stoff mit Heinz Rühmann 1966 ein drittes Mal verfilmt.

Gerhard Schwentner entschied sich als Spielleiter der Lichtenberger Bühne für dieses Stück, weil er halt „………… gerade die richtige Besetzung dafür hatte“, wie er mir bei meinem Besuch erzählte. Und gerade darauf kommt es bei dieser dialoglastigen Justizkmödie auch an, die überwiegend in einem Gerichtssaal spielt.
Zutaten des verwirrenden Krimistücks sind ein Anwalt, der keiner ist, ein Mord, der nie geschah, eine Witwe, die eigentlich eine treue Gattin ist, ein erfolgloser Maler, der sich post mortem wie warme Semmeln verkauft. Ein Schauprozess voller Wendungen, in dem nichts ist, wie es scheint, und der die Beteiligten an den Rand des Nervenzusammenbruchs führt. Der vermeintliche Skandal entpuppt sich als harmloser Hokuspokus.
Trotz seines Alters durchaus ein Stück, das sich ein Revival verdient hat. Angesichts der aktuellen, im Lande anhängigen großen Gerichtsverfahren, scheinen Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Personen des öffentlichen Lebens unvermeidlich.

Jürgen Elmer fühlt sich sichtlich wohl in der Rolle des Peer Bille, der die Angeklagte Agda Kjerulf (Sandra Bertleff) verteidigt. Charmant, und dennoch treffend – mit der nötigen Nonchalance, deckt er die menschlichen Beweggründe auf. Bei aller Ernsthaftigkeit hat er die Begabung zum Komödiantentum und entlarvt souverän die Fragwürdigkeit der juristisch konstruierten Realität.
Gerichtspräsident Arden (Franz Steinberger) scheint zunächst von den Indizien des Staatsanwaltes Wulkens (Markus Greger) überzeugt zu sein, führt aber dann distinguiert und souverän durch die ständig wechselnden Richtungen der Verhandlung.
Die Schauspieler beherrschen die noble, elegante Sprache, die der Autor vorgegeben hat, durchwegs sehr gut und auch die kleinen, feinsinnigen Pointen sitzen. Die Zuschauer lauschen aufmerksam den feinhumorigen Wortgefechten, lassen sich bereitwillig auf die spannenden Verstrickungen ein, und werden mit einem überraschenden Finale belohnt.

Noch zu sehen am 15., 16. und 17. Jänner jeweils um 20 Uhr im Gemeindehaus Lichtenberg

http://www.lichtenbergerbuehne.at/web3/

 

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