Die letzten Tage im Schloss
22. März 2015 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………. Bernhard Paumann
Ein bemerkenswertes Stück, eine bemerkenswerte Kulisse, eine bemerkenswerte Inszenierung. Die Rede ist von Rudi Neuböcks Inszenierung von Karl Kraus‘ „Marstheater“ „Die letzten Tage der Menschheit“ mit den Schülerinnen und Schülern des BRg Schloss Traunsee, also der Gruppe „Tatort Theater“.
Über das Menschheitsdrama etwas zu sagen, hieße Eulen nach Athen tragen, sehr wohl muss man aber die geschickte Auswahl von erschütternden, bewegenden und abstoßenden Szenen reden. Mir haben aber einige komische Szenen, in denen allerdings das Lachen im Halse stecken bleibt, gefehlt. Man spürt vielfach die intensive Auseinandersetzung mit den Texten, den Ernst in der Darstellung und die Betroffenheit, die auch die Zuschauer erfasst.
„Die letzten Tage“ wurden als Stationentheater konzipiert und so spielen die diversen Räumlichkeiten des Schlosses (zugleich Schule) mit gründerzeitlichem Charme mit. Da predigen Priester (Benedikt Neuhuber) und Superintendentin (Birgit Holzleithner) in weihrauchgeschwängerter Kapelle, da wird der Stiegenaufgang zur Bühne der Journalistin Schalek (hervorragend gespielt von Marie Gruber), in einer Ecke des Festsaales spielt Magdalena Grill in gekonnter Manier zwei ältliche „Dichterdeppen“, Szenen im Außenbereich (die Sirk-Ecke kommt etwas flach rüber), in der Werkstatt, im Keller (hier treibt es einen die Gänsehaut auf beim Durchschreiten der Tür, von der Galgenstricke herunterhängen) und in einer Schulklasse. Sehr souverän, unaufgeregt und mit großem Charme führte Julia Haslauer durch das Gebäude.
Resümee: Schul- und Jugendtheater, das Leuchtturmqualität hat.