Ein schwer erklärbares Phänomen….

20. Mai 2017 | Von | Kategorie: Rezensionen

KremsmünsterRezension von ………………………. Bernhard Paumann

…tut sich am Amateurtheaterhimmel auf. Da spielt eine Gruppe an die 40 Mal und dennoch sind die Karten fast nur im Schleichhandel zu bekommen. Da pilgern Fans aus Wien, München, sogar aus Linz oder sonstwo aus der weiten Welt an, um hier ein hinreißendes Ensemble am Werken zu sehen. Die Rede ist hier vom „Dilettantenverein 1812 Kremsmünster“ mit seiner neuen Produktion „Der Zerrissene“ in seiner neuen Spielstätte.

Und das traditionelle „Theater am Tötenhengst“ ist dank des Landes, der Stadt und des Vereins unter der Leitung von Günther Pakanecz wahrlich ein Schmuckkästchen geworden. Mit viel Fingerspitzengefühl haben die Architekten das Alte, Liebgewonnene mit modernem Komfort genützt. Ein architektonisch gelungener Anbau bietet den Spielerinnen und Spielern ein formidables Auftrittsambiente. Der barrierefreie Zugang wurde durch einen Aufzug ermöglicht, der Eingangsbereich mit Kassa, Stehtischen und Bar ist locker, luftig, peppig. Mit einem außergewöhnlichen Gespür wurden die alten Türen ins Blickfeld gerückt, die nur als Notausgang verwendete Wendeltreppe wurde mit einem alten Schablonenmuster ausgestaltet, die jeglicher Ästhetik entspricht. Großzügig gestaltete Seminarräume laden zu schöpferischem Tun ein. Mit einem Wort: ein Ort zum Wohlfühlen, zum Genießen und Loslassen.

Und zu genießen ist auch die Aufführung von Nestroys „Zerrissenem“ in der bewährten Regie von Heli Boldog. Das ist Nestroy, wie man ihn mag, ohne modischen Schnick-Schnack, ohne modernistischen Firlefanz und dennoch ohne alle alte Verstaubtheit. Joachim Ackerl schlägt sich trefflich durch die Fährnisse des Schicksals eines gelangweilten Reichen, ihm zur Seite die resolute Judith Fuderer als Madame Schleyer. Rudi Wessely spielt mit Verve und polterndem Witz den Schlossermeister Gluthammer. Zu loben ist auch die schon routinierte Ensembleleistung sowie die musikalische Gestaltung der Couplets, die sich einer witzigen Aktualität erfreuen.

Und vielleicht kann mir jemand verraten, wie ein normal Sterblicher zu Eintrittskarten kommt.

http://www.theaterverein-kremsmuenster.at/

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