Dieser Schuh passt wie angegossen

3. Dezember 2017 | Von | Kategorie: Rezensionen

Aschenputtel

Rezension von ……………………. Hermine Touschek

Einem der beliebtesten Märchen, Aschenputtel, hat die Theatergruppe Kirchschlag eine Rundumerneuerung verpasst. „Aschenputtel – frisch poliert“ ist ein Märchen für Erwachsene – in Form eines Musicals – das am 11.11. unter der Regie von Helga Kaiser Premiere hatte.

Helga Kaiser nahm sich ca. zwei Jahre Zeit – von der Idee bis zur Umsetzung – ihren Traum zu verwirklichen. Josef Kaindlstorfer schrieb die Märchenfassung für die Bühne, Klaus Kapeller fand die richtigen Töne dazu – berührend und mitreißend zugleich. Rund um die drei Ideenfinder scharten sich schnell Schauspieler und Sänger, Musiker, Bühnenbauer, Kostüm- und Maskenbildner – und vor allem ein Obmann (Ronald Gangl), der von dem Projekt begeistert war.

Aschenputtel, die eigentlich Annabel heißt, arbeitet als Mädchen für alles auf einer Tankstelle. Melanie Reisenberger ist nicht nur optisch eine Prinzessin, wie sie im Märchen steht, sondern vermittelt auch das Reine und Gute, das ihr die Rolle zuschreibt – gesanglich und schauspielerisch überzeugend. Die gemeine Stiefmutter Henriette ist dem Alkohol äußerst zugetan. Sigrid Prammer findet genau das richtige Maß. Sie ist frustriert und vom Leben enttäuscht – aber sooo böse ist sie dann auch wieder nicht. Polly ist die dumme und noch dazu boshafte Stiefschwester. Andrea Hofbauer gibt ihr mit einer Stimme à la Pumuckl auch noch eine wunderbar schräge Note. Ihre Schwester Molly (Eva Reisenberger) – ist durch und durch selbstverliebt – und viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich über andere Dinge Gedanken zu machen – Obertussi lässt grüßen.

Der Prinz – ein „Ölprinz“ – soll das Firmenimperium seines Vaters (Walter Birkelbauer) retten und ist auf der Suche – nicht nach dem goldenen Schuh – sondern nach einer zündenden Idee, aus den Tankstellen neue Geschäftsmodelle zu machen. Wie könnte es auch anders sein, ist Clemens Prammer ein strahlender, warmherziger Prinz, der wahrscheinlich nicht nur das Herz von Annabel höher schlagen lässt.

Die gute „Fee“, die im Hintergrund die richtigen Fäden zieht, ist die Aussteigerin Rosa die herumzieht und Luftballons verkauft. Christine Kaineder wacht über Annabel und singt und spielt sich in die Herzen des Publikums. Die guten Helferlein sind keine Tauben, sondern die Motorradgang rund um Anabels bester Freundin Sue, die als Mechanikerin auf der Tankstelle arbeitet. Lisa Reisenberger spielt eine Freundin zum Pferdestehlen, die auch den Mut hat, die Dinge beim Namen zu nennen. Ihre gesangliche Leistung ist eine Klasse für sich.

Abgesehen vom Happy End – so war es der Wunsch der Regisseurin – dürfen natürlich in einem Märchen wunderschöne Kostüme nicht fehlen. Auch diese Herausforderung wurde durch viele fleißige Nadel und Faden schwingende Frauen kreativ umgesetzt.

Die jahrelange, intensive, engagierte Jugendarbeit der Theatergruppe Kirchschlag trägt reichhaltige Früchte. Auch wenn vom ursprünglichen Aschenputtel nicht mehr viel zu erkennen ist, ist eine mitreißende, in allen Bereichen erstklassig gelungene Produktion gelungen. Eine Meisterleistung des gesamten Ensembles. Unvorstellbar, wie viel Arbeit und Begeisterung aller Mitwirkenden hier am Werk war.

Wir freuen uns auf weitere Träume, die die Theatergruppe Kirchschlag wahr werden lässt.

 

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