„Schönheit vergeht, Hektar besteht“ ……
22. Juni 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………… Hermine Touschek
Diese Weisheit stammt von Rolf, einem Heiratskandidaten aus „Kohlhiesels Töchter“. Kohlhiesels Töchter war eigentlich ein Drehbuch von Hanns Kräly für einen Stummfilm von Ernst Lubitsch aus dem Jahre 1920. Jörg Doppelreiter hat daraus eine Bühnenfassung gemacht. Insgesamt wurde dieser Stoff fünf Mal verfilmt – die letzte Version aus dem Jahr 1962 war auch die erfolgreichste und zeigte Liselotte Pulver in einer Doppelrolle. Als Hans Kräly 1920 das Drehbuch schrieb, nahm er sich die Shakespeare-Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ als Inspiration.
Die Bühne Grünau wählte heuer diesen Bauernschwank als Sommerstück unter der Regie von Johannes Minichmair.
Zacharias Kohlhiesel (Herbert Hüttner), Guts- und Gasthofbesitzer, hat zwei Töchter: Susi und Liesel. Der letzte Wille seiner verstorbenen Frau Amalie besagt leider, dass zuerst die immer grantige, strenge Susi verheiratet sein muss, bevor die attraktive und beliebte Liesel heiraten darf.
Wohin würde dieser Schwank besser passen, als in die zauberhafte Umgebung rund um Grünau im Almtal.
Nun gut ……… das Stück ist wirklich etwas antiquiert – aber vielleicht gerade deshalb schon wieder interessant. Die Dialoge sind auch heute noch hinreißend komisch und lassen das Publikum herzlich lachen.
Das gelingt natürlich auch nur, wenn es eine wunderbare Susi Kohlhiesel gibt. Ursula Holzleitner ist sie – kratzbürstig, tyrannisch und immer ein passendes Schimpfwort parat. So eine mögen die Burschen im Dorf nicht.
Die Liesel (Susanne Falzeder) war zur Ausbildung in der Stadt, hat ein nettes Wesen und ist noch dazu hübsch – Heiratskandidaten gibt es da genug.
Es lassen sich durchaus Parallelen mit heute herstellen: die Anerkennung der Frau als gleichwertig ist oft ein schwieriges Unterfangen. Nicht nur zwischen Kuh und Traktor. Für die feinfühligen Zuschauer birgt das Stück auch den einen oder anderen nachdenklichen Moment.
Dem „zuagroasten“ Regisseur gelang eine stimmige Sommerproduktion, die sich harmonisch in die Gruppe und in die Gegend schmiegt. Manche Figuren sind schräg und gewitzt parodistisch gezeichnet.
Einige aus dem Publikum sangen beim Hinausgehen noch:
„Jedes Töpfchen find‘ sein Deckelchen
jeder Kater seine find‘ die Katz,
jedes Knöpfchen find‘ sein Fleckelchen
jedes Mädchen seinen Schatz“
Noch zu sehen am: (wenn möglich, früher hinfahren und die wunderschöne Gegend genießen)
23. Juni um 15 Uhr
25., 28., 29. Juni jeweils um 20 Uhr
30. Juni um 18 Uhr