EIN STÜCK ZEITGESCHICHTE – Mut zum Ernst – die Theatergruppe Alberndorf mit „Adi H.“
28. Oktober 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………….. Sepp Mostbauer
Die Zeit: 40er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Der 18-jährige, stark kognitiv beeinträchtigte Adi H. lebt mit seinen Geschwistern am elterlichen Bauernhof. Seine Mutter verstarb bei seiner Geburt und sein Vater wurde wegen Volksverhetzung inhaftiert. Sein zweiter Bruder wurde in den Krieg gezwungen.
Dies ist die Ausgangslage des Stücks, in dem es um die verzweifelten Versuche der Geschwister Peter und Maria geht, den Transport und somit die Ermordung ihres Bruders während des Zweiten Weltkriegs in der Tötungsanstalt Hartheim zu verhindern.
Wieder einmal hat die Theatergruppe Alberndorf gezeigt, dass es durchaus möglich ist, ein kritisches Stück über Zusammenhalt und Menschlichkeit in einer grausamen Zeit auf die Bühne zu bringen. Das immer wieder vorgebrachte Argument, das Publikum würde nur Komödien gustieren, verblasste angesichts des gut besuchten Pfarrsaals.
Regisseurin Anita Koplinger bewies wieder einmal, wie man mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl Themen aus der jüngeren Vergangenheit so bearbeiten kann, dass es bei den Menschen ankommt. Das einfache reduzierte Bühnenbild – zwei Türen, ein Bauerntisch, drei Sessel, zwei Fenster – kam dabei der Inszenierung entgegen. Als Kontrast zum ländlichen Milieu gab es zwischen den Szenen Toneinspielungen aus dem Bereich der klassischen Musik, die die Tragik des Stücks noch unterstrichen. In den beiden Hauptrollen gaben Martin Ganglberger (Peter) und Katrin Hofstadler (Maria) ihr Bestes. Trotz aller Tragik des Geschehens war auch Platz für schwarzen Humor mit dem Auftritt des betrunkenen Bestatters Wick (Helmut Madlmair) – und eine satirische Note in der Gestalt des schleimigen Pfarrers (Johann Stadler). Die Person, um die es eigentlich ging, der beeinträchtigte Adi H., kam als Person zwar auf der Bühne nicht vor, war aber natürlich als unsichtbare Hauptfigur ständig präsent – eine interessante Idee von Gerold Rittenschober, dem Autor des Stücks. Zu erwähnen sei noch, dass es Rittenschobers erster dramatischer Versuch ist.
Für ein wenig Verwirrung sorgte allerdings bei mir und anderen der Titel. „Adolf H. – Lebensweg eines Diktators“ von Thomas Sandkühler behandelt Kindheit und Jugend von Adolf Hitler, und so fuhr ich in der Erwartung, eine Dramatisierung dieses Stoffs zu erleben, nach Alberndorf. Hier wäre doch eine andere Titelgebung hilfreich gewesen, um nicht falsche Erwartungen zu wecken.