Politische Reflexionen am Puls der Zeit: Braunschlag
22. November 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………… Hermine Touschek
Stefan Vögel, zur Zeit ein sehr angesagter Komödienschreiber, hat die Geschichte der bekannten Fernsehserie „Braunschlag“ in eine Theaterfassung verwandelt. Die Filmvorlage – eine TV-Serie aus dem Jahr 2012 – stammt von David Schalko. Böse Komik und skurrile Gestalten in einem ländlichen, österreichischen Dorf (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind natürlich rein zufällig). Unser Bundespräsident würde sagen: „Wir sind nicht so“. Theater Vogelweide spielt auf Wunsch des Publikums wieder einmal etwas Lustiges – und so landete diese Komödie unter der Regie von Franz Strasser auf der Bühne in Wels.
Bürgermeister Tschach (Erik Hohensinner) hat sich mit dem Geld aus der Gemeindekassa verspekuliert. Seine Ehe mit Herta (Inge Penzenstadler) steht auch nicht zum Besten. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Disco-Besitzer Pfeisinger (Hans Salzinger), hat er die brillante Idee, eine Marienerscheinung vorzutäuschen und so den Pilgertourismus à la Medjugorje oder Lourdes in der heruntergekommenen Gemeinde zu initiieren. Der Bruder von Frau Pfeisinger, Reinhard (Simon Salzinger), ist dumm genug, die Marienerscheinung zu glauben und sie unter die Leute zu bringen. Der Plan geht vorerst auf, und die Pilger strömen nach Braunschlag. Auch der Papst in Rom schickt einen Abgesandten, Banyardi (Fabian Sperl), der dem Wunder auf den Zahn fühlen soll.
Die Meldungen über Gier und Korruption reißen nicht ab. Dorfkaiser verbünden sich mit der Wirtschaft über die Bedürfnisse der Bevölkerung hinweg. Jeden Tag stellen wir fest: Braunschlag ist überall. Vielleicht ist für manchen Zuschauer die Sprache etwas gewöhnungsbedürftig. Ausdrücke wie „Kuttenbrunzer“, „ficken“, etc. sind nicht in jedermanns bzw. jedefrau Jargon beheimatet. Aber derbe Sprache und deftiger Schmäh sind mit den Charakteren im Mikrokosmos von Braunschlag authentisch. Groteske Situationen, lapidare Dialoge, schwarzer Humor ….. das Absurde ist in Braunschlag das Normale.
Die Darsteller sind treffend besetzt und verkörpern ihre Rolle glaubwürdig, ohne ins Lächerliche abzudriften. Erik Hohensinner als Bürgermeister leidet überzeugend an Selbstüberschätzung. Hans Salzinger als sein Freund ist ein bemitleidenswerter, in die Jahre gekommener Landdisco-König, dem das Publikum beim Scheitern zusehen kann. Judith Weber und Horst Mörtelbauer spielen zwei köstlich ungeschickte Landpolizisten.
Noch zu sehen am:
22. und 23. Nov. jeweils um 19.30
Am 24. Nov. um 16 Uhr
Am 29. Und 30. Nov. jeweils um 19.30