Die Wiedervereinigung der beiden Koreas
28. November 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ………………………….. Christian Hanna
fand diesmal in Ottensheim statt. Die mittlerweile sehr bekannte und beliebte Szenenfolge von Joel Pommerat, die gar nichts mit ihrem so offensichtlich politischen Titel zu tun hat, wird oft als eine Art moderner Reigen interpretiert und ist Ergebnis von Beobachtungen, Betrachtungen und Einstellungen des Autors zur Frage, ob Beziehungen, ob Liebe in Zeiten wie diesen gelingen können oder ob sie so unmöglich seien wie – ja wie eben die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea.
Absurdität, tiefgründiger Humor, teils verquere Seelenabgründe und dubiose Trennungs-ausreden der Protagonist*inn*en prägen die 13 Minidramen, die die Bühne Ottensheim im Alten Bootshaus dem Publikum präsentierten. Die Probleme und Gefahren des Spiels auf einer Zentralbühne wurden dabei in Kauf genommen, und das Ensemble mit seinem Regisseur Thomas Bammer meisterten diese Herausforderung.
Mit ausreichend viel Bewegung, um alle vier Zuschauerseiten gleichermaßen zu bedienen, ohne dabei in die Falle der Rotationshektik zu gehen, präsentierten sie mit großer sprachlicher Präzision und überzeugendem, rollendeckenden Spiel die Szenen mit einem bis sieben Darstellern.
Da ist die Frau, die nach langer Ehe findet, Liebe reicht nicht; die Braut, die vor der Hochzeit das Handtuch wirft, weil ihr Zukünftiger vor Jahren zwei ihrer Schwester je einmal geküsst hat; der Mann, der seiner dementen Frau täglich die Geschichte ihrer Liebe erzählt; der Priester, der sich von der Prostituierten verabschiedet, die er jahrelang regelmäßig aufgesucht hat, weil er nun anderweitig verliebt ist – um nur vier dieser packenden Geschichten zu erwähnen, bei denen man manchmal aufschreien und sich einmischen möchte, so sehr bleiben die Charaktere in Andeutungen, Unausge-sprochenem, Aneinander-Vorbei-Reden und absichtlich Missverstandenem stecken.
Werner Elsnig, Rudolf Graf, Benni Habringer, Magdalena Habringer, Peter Habringer, Heidi Ingensand, Petra Kirschner, Birgit Kutschera, Florentina Kutschera, Günter Kutschera, Nadine Reitermayr, Christof Schöffl und Herbert Wiesinger leihen diesen Gestrauchelten der Liebe Körper und Stimme – einfach sehens- und hörenswert!
Noch zu sehen am:
Freitag, 29. November 2019, 20 Uhr
Samstag, 30. November 2019, 20 Uhr
http://buehne.ottensheim.at/?fbclid=IwAR0gHWFeHABuEpaICjy1RAfFe_x8YN_4sJlo_2T9xjIbzlmu4bE9O3Oyb9E