Wie die „Zufälle“ so spielen
21. März 2022 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………. Bernhard Paumann
Im dritten Anlauf wollte das „Theater Helfenberg“ ihre vier „Zufälle“ von Curt Goetz über die Bühne bringen, und wieder hat der Zufall das erste Stück Corona opfern müssen. Um den Autor, der wegen seiner Boulevard-Komödien und seiner Drehbücher für Hollywood in den 40er bis 60er Jahren weithin bekannt war und der mit George Bernard Shaw (mit dem er weitläufig verwandt war) und Oscar Wilde verglichen wurde und als brillanter Komödienschreiber galt, ist es ziemlich still geworden.
Umso dankenswerter ist es, dass die Theatergruppe um den Regisseur Günter Wolkersdorfer vier (drei habe ich gesehen) köstliche Piecen in das Scheinwerferlicht gesetzt hat. Um dem Streitgespräch zwischen dem Theaterdirektor (souverän und sprachlich ausgezeichnet Clemens Wolkersdorfer) und seinem Schauspieler (Jonas Leibetseder als gestandener Charakter) sowie dem Dichter (köstlich in seiner verzweifelten Nichtbeachtung Tobias Wolfmayr) einen komödiantischen Kontrapunkt zu setzen, stellt der Regisseur Goethes „Vorspiel auf dem Theater“ aus „Faust 1“ voran. Pauli Madlmayr als Fremder und Eva Prechtl als Minna ergänzen die schwungvolle Szene.
Im zweiten Stück setzt sich Günter Wolkersdorfer als staubtrockener und unterkühlt wirkender Professor in Szene, der seiner Frau (mit der nötigen Distanz und Aufgeregtheit gespielt von Sylvia Wondraschek) eine Eheverfehlung mit Herrn Tittori (Jonas Leibetseder mit dem nötigen Maß zwischen Überlegenheit und Panik changierend) nachweisen will. Die nötige „butlerische“ Gelassenheit bringt Stefan Fölser.
In der Ordination eines schlechten Mediziners (sehr glaubhaft dargestellt von Dominik Revertera) erscheint Herr Hein Mors (Tod) – mit der gebotenen Unterkühltheit und schaumgebremsten Überlegenheit gespielt von Wernher Keplinger – und will den Arzt holen, lässt sich aber auf eine Lebensverlängerung ein, weil ihm der Doktor mehr Opfer bringt. Tobias Wolfmayr als leicht desorientierter Patient sowie Christine Lumetzberger als zurückhaltend hysterische Ehefrau geben der Szene einen absurd-grotesken Anstrich.
Dieser Theaterabend im Gasthaus Haudum zeigt die Widerstandskraft in bösen Coronazeiten und macht Appetit auf weiteren Kulturgenuss. Und vielleicht sollte man sich doch auch wieder mit Curt Goetz auseinandersetzen, denn die Helfenberger haben hier köstliche komödiantische Perlen präsentiert.