Furioso Italiano

9. April 2022 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von ……………………… Bernhard Paumann

Dass sich die originalen drei Tenöre nach Altenberg verirren, wäre eine Sensation. Aber eine solche spielt sich tatsächlich ebendort im Theaterhaus ab, wenn Gerhard Koller, Peter Geisler und Mario Theusl als deren legitime Nachfolger in Ken Ludwigs „Das Geheimnis der drei Tenöre“ über die Bühne toben. Und es ist wirklich ein komödiantischer Wirbelwind, den (Jung)Regisseur Alfred Wahlmüller auf die Bretter zaubert, eine Boulevardkomödie, wie sie sein sollte: rasant, schnörkellos, mit feinem Witz, ohne Schenkelklopferei und peinliche Klischees.

Was in der Hotel-Suite vor einem Auftritt der drei Tenöre sich abspielt, ist reines Entzücken. Der umtriebige Produzent des Abends, souverän gespielt von Anton Aichberger, steigert sich in ein hypernervöses Furioso, als er erfährt, dass sein Star, der Sänger Tito Merelli nicht auftreten will und der Hotel Boy für ihn einspringen soll. Diese beiden Personen werden unisono mit einer ungeheuren Spielfreude von Gerhard Koller verkörpert, der auch schön die charakterlichen Unterschiede herauszuarbeiten weiß. Für ihn läuft eine schweißtreibende Umziehorgie hinter der Bühne ab, perlt aber on stage ab. Dass er sich auch noch mit seiner Ehefrau (elegant, leicht exaltiert und mit ungemein italienischem Charme von Margit Söllradl verkörpert) und einer russischen Sängerin und Exgeliebten (Doris Kremeier lässt hier augenscheinlich laszives Flair aufkommen) auseinandersetzen muss, macht die Situation nicht leichter.

Dass die Situation eskaliert, verdankt es dem jungen Tenor Carlo Nucci (Mario Theusl spielt hier gekonnt den Nichtsahnenden) und der Tochter Mimi Merelli (Julia Bachl brilliert als große Liebende und Naive). Um die Geschichte nicht vollkommen aus dem Lot laufen zu lassen, sorgt mit stoischer Mimik Peter Geisler als dritter Tenor und Troubleshooter mit Verve und Gelassenheit.

Dieser kurzweilige Abend ist auch dem gekonnten Strich gedankt sowie einem funktionalen Bühnenbild ohne Schnick-Schnack (Walter Koberwein und Team). Eine besondere komödiantische Petitesse ist das zu Heiterkeitsstürmen hinreißende Playback-Singen der drei Sänger-Granden. Um es Neudeutsch zu sagen: So muss Boulevard!

Noch zu sehen am:
So, 17.4. um 20 Uhr
Mo, 18.4. um 20 Uhr
Do, 21.4. um 20 Uhr
Fr, 22.4. um 20 Uhr
So, 24.4. um 17 Uhr
Do, 28.4. um 20 Uhr
Fr, 29.4. um 20 Uhr
Sa, 30.4. um 20 Uhr

Karten unter: 
http://www.kultur.altenberg.at/theater/

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