Mit dem Schwank ist es so eine Sache in der heimischen Theaterszene
27. Oktober 2022 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………………….. Bernhard Jahn
Auf der einen Seite genießt er oftmals nicht gerade den besten Ruf beim kulturell interessierten und ……. wenn man so will ……… anspruchsvollen Theaterpublikum. Auf der anderen Seite gibt es aber kaum ein Genre, mit dem sich das Publikum so gut unterhalten lässt, wie mit einem gut gemachten Schwank.
Die Theaterrunde Gutau beweist seit vielen Jahren, dass sie beides perfekt beherrscht: Theater mit Anspruch und Tiefgang einerseits, und herrlich unterhaltsame volksnahe Stücke andererseits. Unter diesen Voraussetzungen ist es also nicht verwunderlich, dass die erste Post-Covid Produktion „Wo gehobelt wird, da fallen Späne“ zu einem überwältigenden Erfolg für das Team aus Gutau wurde.
Tischlermeister Ludwig Holzinger (herrlich leidend: Ephraim Hackl) hat nicht nur einen gut gehenden Betrieb, sondern auch sehr konkrete Vorstellungen, was die Lebensplanung seiner Kinder betrifft. Sohn Andi (jugendlich und spitzbübisch: Franz Mayböck jun.) soll selbstverständlich die Mühlviertler Tischlerei übernehmen, während das Studium seiner schönen Tochter Eva lediglich einem Zwecke dient: Einen Mann zu finden ……… und zwar NICHT irgendeinen. A Großkopferter muass sei‘! Ein Rechtsgelehrter, Mediziner oder zumindest einflussreicher Unternehmer soll es werden, so die fixe Idee des Familienoberhauptes. Doch da hat er natürlich die Rechnung ohne seine gewiefte Tochter gemacht (Claudia Mairhofer überzeugt mit klarer Sprache und viel Charme). Gemeinsam mit Mutter Rosa (gute Seele der Familie: Kathrin Viehböck) und Ihrem Bruder legt sie eine Falle aus: 3 akademische Verehrer müssen Ihrem Vater die Aufwartung machen …… allesamt verkörpert von Ihrem Jugendfreund Franz. Manfred Mittmannsgruber schlüpft hingebungsvoll und mit vollem Körpereinsatz in die 3 unterschiedlichen Rollen und treibt dabei den Tischlermeister unter lautstarkem Gejohle des Publikums in den Wahnsinn.
Als hätte dieser es nicht eh schon schwer genug, platzt immer wieder die resolute Nachbarin in die Szenerie, um Ihre Familiensorgen abzuladen und bei der Gelegenheit diverse Lebensmittel zu erschnorren (ausdrucksstark und linguistisch überaus kreativ: Claudia Kreuzwieser-Hackl).
Die lautesten Lacher des Abends aber gehen auf das Konto der zum Niederknien komischen Ingrid Klopf. Sie überzeugt als übrig gebliebene, alternde Tante Erna. Ihre Jugendliebe, da Hoizbauer Wastl, ist ihr seinerzeit abhandengekommen. Auch den Kampf mit allerlei körperlichen Unzulänglichkeiten meistert Sie bravourös und mit viel schamlosem Humor. Zum Schluss hat es der geplagte Familienvater dann doch noch begriffen: Es ist nicht wichtig wer oder was einer ist ……… einzig auf den Charakter kommt es an. Franziska Renhart als Andis Freundin Petra und Philipp Mayböck als Evas wahre Liebe Hansi vervollständigen dieses starke und stimmige Ensemble.
Ein Stück mit viel Wortwitz, herrlich komischen Figuren …….. rasant und kurzweilig auf die Bühne gestellt durch Emmerich Gratzl. Im dritten Akt wären vielleicht noch ein oder zwei Striche möglich gewesen.
Kurzum: Wer Schwänke so leidenschaftlich und humorvoll inszeniert wie die bewährte Runde aus Gutau, der muss sich um seinen Ruf als anspruchsvolle Theaterbühne wahrlich keine Sorgen machen.