Ein beeindruckendes Trio: Bauer, Tod und Teufel

25. August 2024 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension: Christian Hanna, Foto: Martin Hackl ………

Dem Mysterienspiel Bauer, Tod und Teufel des oberösterreichischen Dichters Hans Reinthaler aus dem Jahr 1946 galt die heurige Produktion der NordwaldKammerspiele auf Schloss Neuhaus an der Donau. Das Stück, das zur Entstehungszeit wegen der altertümelnden Sprache auch als Bauernjedermann bezeichnet wurde, passte phantastisch in die stimmungsvolle Kulisse des Schlosses von Mittelalter bis Barock: ein Text wie eine Flugschrift aus der Zeit der Bauerkriege, der Druckstock geschnitzt wie aus einem Block. Um die Wirkung noch weiter zu intensivieren, komponierte Claudia Federspieler für diese Inszenierung eine prächtige, unkonventionell instrumentierte Bühnenmusik, die das Bild strahlend kolorierte und vom Partnerverein NordwaldKammerorchester als live auftretendem Teil des Abends präsentiert und von Thomas Eckerstorfer umsichtig geleitet wurde – also eine halbe Uraufführung.

Der Altbauer übergibt im Rahmen des alljährlichen Erntefests den Hof an seinen Sohn, wobei die alte Ordnung, zu der er den Junior verpflichtet, gefeiert wird. Die hochgehaltene Tradition gefällt dem Jungbauern aber nur solange, bis eine wandernde Gauklertruppe dieses Weltbild ganz gehörig ins Wanken bringt und schwere Konflikte evoziert. Nach deren Bewältigung gehen die Hofleute aber gestärkt aus diesem Prozess hervor: Der vom Teufel herausgelockte Sack Erde kehrt wieder an seinen angestammten Platz zurück.

Somit standen sich in der dem Text, dem Genre sehr gemäßen Inszenierung von Norbert Huber, Agata Moll, Konstantin Huber und Thomas Eckerstorfer zwei Gruppen gegenüber. Traditionsbewusst, lustfeindlich die Hofbewohner, hedonistisch, voll Witz und Ironie die Fahrenden. Irgendwie heimatlos dazwischen stehen der Totengräber, der doch am meisten dem Boden verhaftet ist, verständnisvoll wie geduldig gezeigt von Josef Wöhrer, und die nur geduldete Ährenleserin, schicksalsergeben dargestellt von Ingrid Schein. Karl Lindorfer gab den Altbauern in erdenschwerer Würde und unfähig, von seiner Meinung nur ein Jota abzurücken; Fabian Raml zeigte den Bauernsohn rebellisch in der wohl einzigen Phase, in der er gegen das vorbestimmte Leben aufbegehrt. Die weitaus vielschichtigeren Rollen sind natürlich die des fahrenden Volks: die Knechte Zorn, Geiz und Streit, von Samson Rothbauer, Hannes Kehrer und Lena Pühringer namensentsprechend verkörpert; die lasziv auffordernde Lieblust von Emma Karlsböck und der vielschichtig schillernde Meister von Valentin Pühringer.

Um allerdings allen Darsteller:innen gerecht zu werden, hätte man die Produktion zweimal sehen müssen, war doch jede Rolle sicherheitshalber doppelt besetzt.

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