Haupttreffer

2. Juli 2015 | Von | Kategorie: Rezensionen

OLYMPUS DIGITAL CAMERARezension von ……………………………… Christian Hanna

Mit Jackpot oder Die verspielte Großmutter von René Freund hat das Gusentheater Gallneukirchen am Warschenhofergut wirklich einen Sommertheatertreffer gelandet. Diese Komödie bietet beste Unterhaltung, basiert aber auf dem durchaus ernsten Hintergrund des Abschiebens unliebsamer Senioren in Heime, die außer Hochglanzprospekten für die Angehörigen nicht sehr viel zu bieten haben. In genauso eine „Residenz“ wird Oma Hermine kurz nach dem Tod ihres Mannes gebracht. Gut, sie ist ein wenig spielsüchtig, und ihre Tochter hat Angst um die Villa – die soll wirklich nicht verzockt werden. Also kann sich die resolute und renitente Dame nur mehr den wöchentlichen Lottoschein leisten, den sie Besjana, der „Perle des Balkans“, anvertraut, die – no na, schließlich sind wir ja in einer Komödie – darauf vergisst, ihn zur Trafik zu bringen. Wie Hermine es trotzdem schafft, mit dem nicht gewonnen Geld um sich zu schmeißen, ihre Mitbewohner aus der Lethargie zu reißen und ihre Tochter beinahe in die Verzweiflung zu stürzen – tja, das müssen Sie sich schon selber anschauen!

Sepp Mostbauer inszenierte dieses sympathische Stück knochentrocken und direkt – und das ist gut so. Denn umso überraschender treffen die sicheren Pointen das zunehmend begeisterte Publikum. Von Anfang an kann das fantastische Ensemble überzeugen. Die ersten zwei Szenen am Wirtshaustisch kommen in geradezu loriotscher Manier daher, der Rest in zügiger gewohnter Komödienentwicklung. Heidi Böck gibt eine stoisch – selbstbewusste Oma Hermine, die nichts, aber wirklich gar nichts von ihren Plänen abbringen kann. Inge Paumann ist die Tochter Erika, die kein übermäßig gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat – was sehr stark an dieser liegt – , die ihr aber letztendlich doch nichts Schlechtes will. Ludwig Kreil als nicht sehr geschätzter, nerviger Piefke – Schwiegersohn zeigt, dass er auch einmal verlieren kann. Der Anstaltsarzt Dr. Kern (Christian Riss) erinnert in seiner charakterlichen Flexibilität und seinem schmierigen Gehaben irgendwie frappant an einen vor längerer Zeit abgetretenen Spitzenpolitiker, während Elisabeth Kreil eine handfeste, kumpelhafte Besjana ist – Pflegerin und Reinigungskraft in Personalunion. Zum Schreien ihre Kollektion schriller Leggings. Für die unvermeidliche Lovestory sorgen sie und Enkel Sebastian – ein sympathischer junger Mann, der mit dem Vorgehen seiner Eltern gar nicht einverstanden ist, in Person von Kilian Weidinger. Karin Handlbauer als Seniorenheimbewohnerin Gertraud ist in ihrem unerschütterlichen Pessimismus offenbar vorzeitig vergreist, Bernhard Paumann durch seine Erlebnisse beinahe sprachlos geworden – umso beredter dagegen sein ausdrucksstarkes stummes Spiel. Doch selbst die beiden fangen Feuer und werden wieder jung.

Und dann ist da noch der seltene Fall eines zweifachen Szenenapplauses für ein Requisit zu berichten: Hut ab vor dem Ficus Kinky, der nach Gabe von Psychopharmaka schlagartig seine Zweige und Blätter hängen lässt – und vor seinem Konstrukteur Manfred Krenn.

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