„Tod oder Freiheit“ – Die Räuber
23. April 2017 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………. Hermine Touschek
Die „kunstbrettlAge“ Pettenbach nahm sich heuer einen Klassiker der Weltliteratur vor: „Die Räuber“ von Friedrich Schiller wurde unter der Regie von Martin Tröbinger auf die Bühne gebracht.
Friedrich Schiller schrieb das Stück 1781 zunächst als Lesedrama. 1782 wurde es in Mannheim uraufgeführt und gilt als eines der prägenden Werke des „Sturm und Drang“.
Die Brüder Franz (Markus Rauch) und Karl Moor (Jörg Pichler) sind Rivalen um die Liebe ihres Vaters (Wolfgang Ebner). Karl, der Erstgeborene ist der rechtmäßige Alleinerbe und erklärter Liebling des Vaters. Franz intrigiert gegen seinen Bruder und bringt den Vater dazu, diesen zu verstoßen. Karl gründet daraufhin eine Räuberbande und versetzt ganze Landstriche in Angst und Schrecken. Doch die Liebe zu Amalia (Veronika Seidl) führt ihn unter falscher Identität nach Hause zurück, wo Franz wie ein Despot das ganze Haus tyrannisiert. Der Drang nach Gerechtigkeit und Freiheit endet in Gewalt und Mord.
„Die Räuber“ ist auch mehr als 200 Jahre nach seinem Entstehen ein durch und durch aktuelles Stück. Sucht doch auch heute wie damals die Jugend nach Identität und Anerkennung und zeigt sich auch heute die Unzufriedenheit einer Generation. Es geht um das Entstehen einer mit dem System unzufriedenen und schließlich auch gewaltbereiten Gruppe. Ihr Tun entbehrt jeder konkreten politischen Grundlage. Es geht um das Thema Freiheit und die Frage, was sie für jeden Einzelnen bedeutet – Hass schlägt in Gewalt um und Freiheitskampf drückt sich in terroristischen Aktivitäten aus.
In der Inszenierung von Martin Tröbinger findet sich das Publikum anfangs bei einem launigen Casting wieder. Die Rollen für das Stück werden besetzt. Ehe man sichs versieht wird man mitgerissen in einem Sog von entfesselten Emotionen und Gewalt.
Tröbinger erzählt die Geschichte aus den Figuren heraus – was Kränkungen auslösen, wie leicht sich jemand radikalisiert.
Eindrucksvoll erleben wir Karl (Jörg Pichler) verletzlich und verzweifelt, dem die Kontrolle entgleitet. Er wähnt sich selbst im Recht und ist unerbittlich den anderen gegenüber. Franz (Markus Rauch) kommt ja anfangs noch ganz sympathisch rüber – hat er es ja auch nicht wirklich schlecht zu Hause. Zerfressen von Neid und Eifersucht wird er überzeugend zum Schreckensherrscher auf seines Vaters Anwesen.
Die Geschichte ist spannend und psychologisch nachvollziehbar erzählt. Schillers Sprache kommt nicht sperrig, sondern wie selbstverständlich alltäglich. Die Wut der Figuren, das was an Wahrheit in ihnen steckt, ergreift das Publikum. Die karge Bühne lässt dem Zuschauer Platz, sich selbst ein Bühnenbild zu malen.
Nach dem packenden, emotionalen Showdown ist man fast erleichtert, dass alle Toten wieder aufstehen – weil es ja nur ein Spiel war.
Eine herausragende Gesamtleistung des ganzen Ensembles.