Ich bin ja ein herzensguter Mensch, aber….
27. Juli 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: Rezensionen
Rezension von ………………………. Bernhard Paumann
Eine Inszenierung ist eine Manifestation des Gestaltungswillens eines Regisseurs mit dem Stoff (Inhalt) und der Form (Spielführung und Regiekonzept). In Ferdinand Raimunds „Alpenkönig und Menschenfeind“ bei den Burgfestspielen Reichenau hat sich Regisseur Gerhard Koller die wunderbare, vom biedermeierlichen Mief entstaubte Bearbeitung von Doris Happel als Grundlage genommen, aber mit alten Versatzstücken garniert (wohl eine Konzession an das Sommertheaterpublikum) und so auf ein modernes Gemälde etwas Staub geblasen. Deshalb gibt ihm auch das Publikum mit zahlreichen Lachern und bisweilen mitredendem Kommentieren Recht.
Eine Glanzrolle für Joschi Auer ist die Rolle des Rappelkopf, der anfangs etwas verhalten sein misanthropisches Gemüt auslebt, sich aber gewaltig steigert und fast rührend seine Läuterung zum geliebten Gatten und Vater gestaltet. Sein Antipode ist der Alpenkönig Astragalus, den Thomas Hochrathner distanziert aristokratisch anlegt, dann aber als Alter Ego des Menschenfeindes sprachlich und spielerisch ein Feuerwerk abbrennt. Ob die Zeigefingerszene am Schluss notwendig ist, bleibe dahingestellt. Elisabeth Stelzer als Rappelkopfs Frau zeigt viel Zurückhaltung und Seelenwärme. Das Liebespaar August (Jonas Maurer) und Malchen (Alina Hinterhölzl) schwebt auf seiner Wolke und leidet unter den Anfällen des Vaters. Einen Prototyp einer koketten und dienstfertigen Kammerzofe spielt Hermine Touschek, während Michael Türk als das Faktotum Habakuk (Ich war zwei Jahre in Paris) die Lacher auf seiner Seite hatte. Joachim Wernhart und Josef Mandl als Alpengeister, Gerhard Kössler als Herr von Silberkern und Elisabeth Wallner, Christine Breuer und Charlotte Jenner-Braunschmied als verstorbene Frauen des Menschenfeindes komplettieren ein motiviertes Ensemble.
Der Abgang des Alpenkönigs als Rappelkopf lässt technisch noch alle Stückln spielen (Technik: Paul Katzmayr, Michael Kramer), die Ruine in den tollsten Farben erstrahlen, war aber für meine Begriffe zu lang geraten.
Es war ein gediegenes Sommertheater mit kleinen pädagogischen Allüren in dem wunderbaren Ambiente der Starhembergischen Burgruine in einer lauen Julinacht.
Noch zu sehen:
27.7.
1.8., 2.8., 3.8., 8.8., 9.8., 10.8., jeweils um 20.30 Uhr