Ein besonderes Camp ……..
22. November 2013 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………. Bernhard Paumann
……….ist „Das Camp“ des deutschen Jugendautors Andreas Galk, das die Junge Bühne Rainbach mit viel Verve und Empathie auf die Bühne bringt. Schon mit den Stücken „Die Welle“ und „Wer hat Angst vor Oliver Twist“ hat sich die junge Truppe um Initiator Helmut Wagner zum Ziel gesetzt, Themen, die Jugendliche betreffen, wie Gewalt, Druck, Angst und Mobbing, mit allen konfliktgeladenen Facetten aufzugreifen.
Besonders ist hier das Stück, in dem es um ein Mädchen-Camp geht, in dem straffällig gewordene Jugendliche nach einer Verurteilung manchmal nur die Alternative Gefängnis oder Erziehungscamp haben. Das Prinzip dieser „Erziehung“ besteht in dem Vorsatz, den Willen des jungen Menschen zu brechen, dass dabei der Tod oder Selbstmord in Kauf genommen wird, ist umso tragischer. Die Bearbeitung durch den Jung-Regisseur Maximilian Modl ist hier überzeugend gelungen.
Besonders ist hier auch die Sprache. Breites Mühlviertlerisch, krasser Jugendjargon, gehobene Umgangssprache ergeben eine Mischung für inhaltliche Nuancen, der man sich nicht entziehen kann. Sprache, die so natürlich herüber kommt, ohne aufgesetzt oder peinlich zu wirken.
Ganz besonders ist hier das Spiel der jugendlichen DarstellerInnen und auch Renate Wagner als Darstellerin der Camp-Leiterin fügt sich in das Ensemble und macht fast Angst mit ihrem Gehabe einer BdM-Führerin, wenn nicht KZ-Aufseherin. Ganz besonders gut gelingt den „Opfern“ (Lydia Beutl, Anna Birngruber, Katharina Kinzl, Marlene Wagner, Nina Neunteufel und Theresia Wirtl) die ständige Balance zwischen totaler Unterwürfigkeit und aggressiver Gewalt gegen sich und die anderen. Auch fällt die im Spiel sich immer stärker entwickelnde Gewalt der Aufseherinnen (Stefanie Chalupar und Kerstin Böhm) auf. Die undankbare Rolle des Pfarrers (Martin Chalupar), die im ersten Teil die einer weinerlichen Figur ist, entwickelt sich gegen den Schluss hin zu einer charakterstarken Persönlichkeit. Die Geschlossenheit des Ensembles fällt besonders auf, da gibt es keine Stars und keine Nebenrollen, die Figuren werden intensiv erlebbar, da ist die Identifikation spürbar und der Zuschauer wird im Schillerschen Sinne zum Mitleidenden.
Besonders ist aber auch das Bühnenbild (Richard Beutl, Heinz Weißenböck). Schnörkellos und funktionell. Es lässt viel Platz für Aktion, die sehr intensiv wurde in einem stummen Spiel, und reduziert die Black-Outs auf ein Minimum (einige Auf- und Abgänge sind mir aber nicht immer klar geworden).
Hier in Rainbach wird besonderes, engagiertes und betroffen machendes Jugendtheater geboten, wie man es sich nur wünschen kann.