Der Bauer leidt’s net…
1. August 2015 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………….. Bernhard Paumann
………dass Knechte und Mägde zu Herren werden, selbstbestimmt über ihr Leben und ihre Arbeit verfügen können, ja sogar Besitz sich aneignen. So geschehen in der Produktion „Die Siebtelbauern“, die Regisseur Gerhard Koller überzeugend in das stimmungsvolle Ambiente der Burgruine Reichenau gesetzt hat und uns mit beeindruckenden Bildern beschenkt. Die Auswahl der Typen ist ihm hervorragend gelungen und diese danken ihm auch durch ihr ambitioniertes Spiel.
Der widerliche Großbauer Hillinger wird von Rosalind (im sparsamen Gestus doch ständig präsent Christine Kaineder – so eindringlich habe ich ein „Jesus dir leb ich“ noch nie gesungen gehört) erstochen und im Testament verfügt dieser, dass seine Knechte und Mägde den Hof übernehmen, was beim Establishment vehement abgelehnt wird. Mit abgrundtiefer Fiesheit und erschreckender Bosheit spielt Peter Schaumberger den Großbauern und Wirt Danninger, ihm zur Seite fast wie Karikaturen von Pirron und Knapp Wolfgang Mayerhofer und Josef Mandl. Resolut die Kellnerin Uschi Glas. Polternd und von seiner Rolle überzeugt der Gendarm Heribert Kaineder.
Das ganze Elend der Geknechteten zeigt sich bei den Dienstboten, die plötzlich Hofbesitzer werden. Die Frage der Liesl (überzeugend naiv Hermine Touschek), wer denn nun anschaffe, offenbart das Dilemma von Freiheit, die hereinbricht. Die Knechte Lukas (Christian Pankotai) und Severin (immer wieder auffällig die sprachliche Präsenz von Christoph Schöffl) agieren kraftvoll, leidenschaftlich, können aber im Endeffekt nichts ausrichten. Lukas stirbt, den Traum von Amerika im Herzen, durch eine Kugel. Mit viel Verve und Temperament spielt sich Joy Mader als emanzipatorische Emmi in die Herzen der Zuschauer. Sie ist der Motor des Widerstandes gegen die Bauernherrlichkeit. Nane (altersweise gespielt von Maria Steiner) klärt still die Zusammenhänge auf und wird schließlich zur Rächerin. Zenzl (Edeltraut Gattringer) und Hirterbub (Christoph Lackinger) komplettieren die Trostlosigkeit der Dienstleute.
Dem ganzen Ensemble ist zu danken, dass diese triste Episode aus der Zwischenkriegszeit mit treffender Sicherheit und Gestaltungskraft über die Bühne kommt. Wahrlich nicht unbedingt herkömmliches Sommertheater (auch wenn einige im Publikum es mit der Löwingerbühne verwechselten), aber großes, leidenschaftliches Spiel.
Nur noch wenige Karten verfügbar!
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