Hexenjagd in Leopoldschlag

2. August 2012 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von Hermine Touschek  ……. 

Die Grenzlandbühne Leopoldschlag hatte am 28. Juli anlässlich der Sommertheatertage mit „Hexenjagd“ von Arthur Miller Premiere. Wie schon öfter holte man sich einen Profi für die Inszenierung: Daniel Pascal, der unter anderem auch zehn Jahre am Landestheater Linz engagiert war.

Arthur Miller schrieb das Stück nach einem überlieferten Fall in Salem, USA, aus dem Jahr 1692 im Jahr 1953.

Junge Mädchen tanzen nachts im Wald und murmeln Beschwörungsformeln, die Abigail, einem der Mädchen, zu ihrem Liebesglück verhelfen sollen. Doch die Mädchen werden von Abigails Onkel, Pastor Parris, belauscht. Aus Furcht vor der bevorstehenden Strafe täuschen einige der Mädchen Ohnmacht und Krankheit vor, und lösen damit in der von Aberglauben geprägten Gemeinde Gerüchte um Hexerei und Teufelsbeschwörung  aus.

Ein Teufelsspezialist wird gerufen und die Mädchen um Abigail lernen rasch, dass ihnen Strafe erspart bleibt, wenn sie andere beschuldigen, sie zu ihrem verbotenen Tun getrieben zu haben. Bald tagt das Gericht in Salem, und immer mehr Unschuldige werden durch die Anklagen der Mädchen ins Gefängnis geworfen – allen voran Elizabeth Proctor, die Frau des Mannes, den Abigail begehrt…

Miller beschäftigt sich in seinem Stück nicht nur mit der Kraft und Schwäche des Einzelnen, sondern mit der Gefahr der Verführbarkeit von uns allen. Der Schraubstock der Gesellschaft, dominiert von Moral, Zwängen und Schuldbewusstsein, dreht sich immer fester und erstickt alles von der Norm Abweichende. Angst und einengende Moralvorstellungen lassen sich vielerorts in Instrumente des Bösen verwandeln. Der Nährboden für Neid, Verrat, Rache, Glaubenswahn und die Verhetzung aller Fremdartigkeit ist immer da, nicht nur in der puritanischen amerikanischen Provinz Salem.

Pascal ist auch für das schlichte und beeindruckende Bühnenbild verantwortlich: er zeichnet eine kalte, feindliche Welt mit einem alles überragenden Kreuz aus alten Brettern, die beweglich zum Galgen werden. Eine dunkle Welt, in der sich das 21-Personen-Ensemble sichtlich wohl fühlt, was das spannende und grausame Spiel beweist.

Andrea Pammer ist eine leise Elisabeth Proctor, zerbrechlich nach außen, innerlich gefestigt und tief gläubig. Helmut Boldog macht den streitsüchtigen Giles Corey sehr lebendig, und Martina Lanzerstorfer zeigt als Abigail Williams viele Facetten: lasziv verführend, hysterisch überschäumend, eine durchtriebene, rachsüchtige und heimtückische Anstifterin, die das Publikum am liebsten zum Schluss brennen sehen würde. Bernhard Jahn als John Proctor, sucht verzweifelt das Gute, liefert berührende und bedrohliche Momente – er will aufrecht sein, ringt um Menschlichkeit und geht aus Überzeugung für Liebe und Wahrheit unter.

„Gottes Gnade strahlt hell wie die Sonne“, sagt Richter Danforth (Reinhard Knoll). Auch wenn nicht viel Licht in die finstere, bedrohliche Szenerie der Hexenjagd fällt, der Weg nach Leopoldschlag lohnt sich auf jeden Fall.

Gespielt wird noch am 3., 4., 9., 10. u. 11. August um 20 Uhr und am 12. August um 15 Uhr

http://www.grenzlandbuehne.at/

 

 

Keine Kommentare möglich.