Kräftiges Lebenszeichen aus St. Thomas – „Erde“
13. März 2017 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………… Hermine Touschek
Nachdem in St. Thomas am Blasenstein 13 Jahre lang der Vorhang geschlossen blieb, meldet sich eine neu formierte Theatergruppe mit dem Volksstück „Erde“ von Karl Schönherr zurück in der Amateurtheaterszene. Der erfahrenen Regisseurin Heidi Gumpenberger gelang es mit einem Haufen begeisterungsfähiger Menschen, die kaum Theatererfahrung hatten, ein herausforderndes Tiroler Volksstück respektabel auf die Bühne zu bringen. Bislang ausverkaufte Vorstellungen zeigen, dass das Publikum in dieser Umgebung Amateurtheater sehr vermisst hat.
Grutz (Walter Gumpenberger), ein wohlhabender Bauer, will seinen Hof nicht übergeben, da er seinen Sohn Hannes (Andreas Leonhartsberger) für unfähig hält. Dieser nimmt es ergeben hin („Mir geht nix ab! Hab’ mein Ess’n ….. und mein Arbeit …….. und mit den Hennen ins Bett …… und mehr braucht der Mensch nit!“) Die Magd Mena ( Manuela Grufeneder) wäre gerne Bäuerin geworden. Die Sturheit des Altbauern zerstört die Lebensplanung der jungen Leute, die nun, jeder auf seine Weise, mit ihrem Schicksal umgehen.
„Erde“ gehört zu den erfolgreichsten Stücken von Karl Schönherr und wurde 1907 in Zagreb uraufgeführt. Deutschsprachige Erstaufführung war 1908 am Düsseldorfer Schauspielhaus. Ebenfalls 1908 wurde „Erde“ im Wiener Hofburgtheater gespielt.
Der Autor selbst nannte sein Stück im Untertitel „Komödie des Lebens“ – ein mehrdeutiges und schwieriges Unterfangen! Genau wie das Leben halt so ist …. ist das Stück einerseits eine „Tragödie der Verhinderten“ und andererseits eine „Komödie des Lebenswillens“. Die tiefe Sehnsucht nach der eigenen Scholle, diese demütige Liebe zur Mutter Erde …. vielleicht ist es nur Besitzhunger – wir wissen es nicht. Vielleicht fehlt vielen einfach der Maßstab für die Geschehnisse jener anderen Welt.
„Erde“ ist ein gut komponiertes Drama, das Heidi Gumpenberger gut gestrichen und ohne unnötige krampfhafte Aktualisierung inszeniert hat. Die Charaktere sind durchwegs scharf gezeichnet und reimen sich gut aufeinander . Auch die witzigen – und wegen der Schwere des Stoffes unbedingt notwendigen – Momente, sind sehr treffend positioniert. Die bäurische Energie – das Saftige, Derbe, Breite, packt richtig zu – griff-fest, wie Bauernhände.
Wir freuen uns auf die nächsten Produktionen der neuen Theatergruppe.
„Erde“ ist noch zu sehen am:
Sa: 18.3. – 19.30 Uhr
So: 19.3. – 14.30 Uhr
Sa: 25.3. – 19.30 Uhr
Volksschule 4364 St. Thomas/Blasenstein, Schulstraße 6
Karten: Raiba St.Thomas/Bl.; 07265 / 5465-48893;
starzer.34068(at)raiffeisen-ooe.at;