Über Grenzen
24. Oktober 2019 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………… Christian Hanna
Eine Brücke teilt den Saal des Gasthauses Haudum in Helfenberg der Länge nach; zwei Häuschen stehen an deren Enden; Grenzhäuschen, wie sich an den beiden unterschiedlichen Flaggen erkennen lässt, hüben das eine, drüben das andere. Das ist das Setting für Ödön von Horváth relativ unbekanntes Gelegenheitsstück Hin und her in der Produktion des Theater Helfenberg, das die Schwierigkeiten eines Ausgewiesenen, der auf keiner Seite erwünscht ist, thematisiert, fast als wär’s von Jura Soyfer. Das beiderseits dieser Brücke postierte Publikum fungiert somit als der Grenzfluss, in den die Grenzgänger (und damit die Produktion) fallen könnten – was aber, dank der natürlich – flüssigen Inszenierung von Günter Wolkerstorfer, nicht passiert.
Beide Grenzorgane, generell nicht unmenschlich, verstecken sich hinter Vorschriften und Paragrafen: Thomas Szamek, von Dominik Revertera zwar voll Selbstmitleid, aber doch nicht gänzlich unsympathisch dargestellt, auf der einen, Konstantin, von Maurizio Revertera als bis über beide Ohren verliebt, aber doch nicht pflichtvergessen gezeigt, auf der anderen Seite. Deren Konflikt ist vorprogrammiert, ist doch Konstantin in Thomas‘ Tochter Eva (Theresa Mittermayr im gelungenen Spagat zwischen sanfter Rebellion und Wohlgefälligkeit) verliebt, was diesem gar nicht passt, ist da doch der Gendarm und Saufkumpan Mrschitzka, von Clemens Wolkerstorfer ausdrucksstark als lautschallig – dümmlicher Angeber verkörpert, dem er sie eher gönnt. Den beharrlich angelnden Touristen (Stefan Fölser) und seine Würmer sammelnde Frau (Laura Kainberger) lassen sie gerne auf die Brücke, ihre beiden verwirrten Regierungschefs, die inkognito auf der Brücke verhandeln wollen (Anna Mossböck und Tobias Wolfmayr in komischen Episoden) schon lieber nicht. Die grotesk – tolpatschige fünfköpfige Schmugglerbande lieber auch nicht, und schon gar nicht Ferdinand Havlicek, den dokumentenlosen Rausgeworfenen, den aber auch sein Geburtsland auf keinen Fall zurück will, von Jonas Leibetseder mit erstaunlicher Gelassenheit und Zuversicht ausgestattet.
Bei so einem trotz tragischen Hintergrunds leichtfüßigen Stück muss es natürlich ein Happy End geben. Dank Havlicek können die Schmuggler verhaftet werden, und die etwas unbeholfene junge Witwe Hanusch (Michaela Hofbauer) bietet ihm Herz, Hand und Hotel, das mit der halben Belohnung für die Ergreifung der Schmuggler saniert werden kann; die andere Hälfte, die Konstantin erhält, besänftigt Szamek so sehr, dass er seine Einwände gegen die Heirat vergisst.
Alles in allem ein erfreulicher Abend, der eine durchaus aktuelle Thematik so unterhaltsam wie versöhnlich abhandelt!