Mensch und Wahrheit

27. November 2013 | Von | Kategorie: Rezensionen

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Rezension von ……………………… Hermine Touschek

Maxim Gorki schrieb „Nachtasyl“ 1902 unter Polizeiaufsicht, eine Wache vor dem Fenster – mit dem Untertitel: „Szenen aus der Tiefe“. Ca. 110 Jahre später, in Zeiten, in denen immer mehr Menschen aus dem sozialen Netz fallen, sind die Figuren so aktuell wie nie zuvor. Theater Vogelweide  zeigt dieses Stück in der Regie von Hans Salzinger – Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben: Arbeitslose, Falschspieler, Drogensüchtige, Prostituierte, Kleinkriminelle, Alkoholiker und Lebenskünstler.
Gorki gibt den Menschen am Rande der Gesellschaft Sehnsucht, Auflehnung und den Willen zu leben. Luka (Thomas Hochreiter) der geheimnisvolle Pilger, bringt die Gescheiterten dazu, an eine Wendung zum Guten hin zu glauben. Er verbreitet in aller Ruhe Illusionen. Auf den Träumer, den Schauspieler ohne Namen, übt der Pilger den größten Einfluss aus (Christopher Straberger – zeigt überzeugend als ärmliche Figur das Verlangen, ein anderer zu sein). Die  gut gemeinten Ratschläge des Pilgers reißen die Bewohner des Nachtasyls nur kurz aus der Resignation – es folgen Mord und Suizid. „Die Lüge ist die Religion der Sklaven und der Mächtigen. Die Wahrheit ist der Gott des freien Menschen!“

Das Bühnenbild von Franz Strasser und Clemens Zimmerberger ist bewusst nicht ausgesucht schäbig, sondern ärmlich funktionell – und dadurch sehr zeitgemäß.
Nachtasyl ist ein anspruchsvolles Stück, das bei Amateurtheatergruppen nur selten auf dem Spielplan steht – und das nicht ohne Grund. Die Botschaften der Protagonisten sollten vom Publikum empathisch wahrgenommen werden können. Eine Herausforderung, die nicht durchgängig gelingt – aber auf jeden Fall eine sehenswerte Aufführung.

Noch zu sehen am 29. u. 30. Nov. 6. u. 7. Dez. jeweils um 19.30 Uh im Pfarrsaal Wels-Vogelweide

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Schauspieler-Christopher Straberger Luka – Thomas Hochreiter, Nastja – Johanna Schwingshandl,
Natascha – Ursula Hois

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