Die Gier ist ein Luder…
3. November 2014 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ………………………….. Bernhard Paumann
…vor allem dann, wenn ein reicher Geizhals in Venedig, Volpone, sich krank stellt, um sich von potentiellen Erbschleichern mit Geschenken überhäufen zu lassen. Sein Diener Mosca (die Schmeißfliege) unterstützt ihn dabei, bis ihn die Reue packt.
Herbe Kapitalismuskritik steckt in dieser 1606 von Ben Johnson verfassten Satire, die Herbert Walzl dramatisiert, modernisiert und straff gekürzt sowie mit Musiker Wiff La Grange musikalisch untermalt hat. In seiner Fassung klingt die bissige Komödie ungemein modern und zeitangepasst, ohne in billige Kalauer abzugleiten. Und er führt uns einen Kosmos an köstlichen Typen vor, die nahe an der commedia dell‘ arte angelegt sind und in bester Molierescher Charakterzeichnung agieren.
Besonders auffällig das einfache, aber überaus ansprechende Bühnenbild mit einer dicken Säule, obenauf der venezianische Markuslöwe, und eine schräge Bühne in aller Einfachheit und Funktionalität. Die Enge des Ennsegger Schloss(Theater)kellers vermittelt auch den Eindruck enger venezianischer Gässchen, in denen Gier, Neid, Wucherei, Selbstgefälligkeit und Betrug hausen.
Die hervorragende Schauspielgruppe des Theaters Sellawie bietet einen theatralen Genuss. Allen voran Volpone (Thomas Zimmermann), der Dagobert Duck gleich in seinen Schätzen badet und unbarmherzig die Erbschleicher an der Nase herum führt. Einem Arlecchino gleich wirbelt Bernhard Oppel als Mosca durch die Szenerie, intrigant, eloquent und in einer wunderbaren Spiellaune. Der soignierte Notar Voltore (HP Baumfried), der zerbrechlich wirkende Wucher-Greis Corbaccio (Gerhard Becker) und der in seiner Eifersucht übermäßige, aber in schlauer Berechnung schleimende Corvino (Mario Bramberger) bilden ein wunderbares Erbschleicher-Trio feinster Güte. Die Frauenrollen sind in diesem Stück etwas vernachlässigt (nicht aber von der Regie), obwohl sie auch sehr starke Momente haben, das auf seine Ehre bedachte Heimchen Celia (Laura Enzenhofer), die nicht mit ihren Reizen geizende Canina (Petra Kamptner) und die zur Furie wachsende Leona (Elisabeth Ratzinger). Auch die „Nebenrollen“ (Andreas Haberlander, Doris Linninger, Franz Leithenmayr, Sebastian Stec, Joy Mader und Antoinetta Hintringer) spielen ihre Qualitäten aus und die Regie bietet viele feine Gelegenheiten, die Schauspieler/ -innen in Szene zu setzen, theatralische Piecen auszuspielen und witzige Momente ohne Aufdringlichkeit mit Treffsicherheit zu vermitteln.
Ein mehr als vergnüglicher Theaterabend. Um es in – das von mir verpönte – Neudeutsch zu übertragen: So muss (Amateur)Theater!
Noch zu sehen: 7./8./14./21./22.11. um 20.00 sowie 9./16./23.11 um 17.00