Gemetzel in Braunau

14. Januar 2012 | Von | Kategorie: Rezensionen

 

Das „Bauhoftheater Braunau“ spielt unter der Regie von Robert Ortner das Erfolgsstück von Yasmina Reza, „Der Gott des Gemetzels“. Premiere war am 29. Dezember 2011.

Das Stück wurde mittlerweile an mehr als 60 Theatern im deutschsprachigen Raum aufgeführt und gehört somit zu den erfolgreichsten Theaterstücken der letzten Jahrzehnte.  Roman Polanski verfilmte 2011 den Theaterhit  mit grandiosen Schauspielern.

Zwei Ehe­paare, deren Kinder sich geprügelt haben, tref­fen sich, um die Angelegenheit unter zivilisierten Menschen zu besprechen.

Im Verlauf des Elternabends zerreißt die dünne Haut der bürgerlichen Kultiviertheit rasch und in der hochgeschraubten Spirale aus Vorwürfen, Verteidigung und Aggression bröckelt die Fassade der Wohlerzogenheit und die Situation entgleist auf das Peinlichste.

Der „Gott des Gemetzels“ ist ein Stück für Schauspieler, bei dem man sich durch die Exaktheit in der Sprache nicht verstecken kann. Die Figuren müssen stets wach hinter ihren Beziehungen sein – eine wechselnde Beziehung zwischen Paaren, Geschlechtern und Positionen. Sprache ist nicht nur ein Mittel für Informationen sondern auch für Dinge, die aus dem Menschen ausbrechen und nicht mehr zurückgenommen werden können.

Der brave Familienpapa Michel (Robert Ortner) entpuppt sich als Hamstermörder, die kultivierte Schriftstellerin Véronique (Gabriele Pointner) wird hysterisch, das Leben des besserwisserischen, gleichgültigen Anwalts Alain (Christian Prandl) wird in Form des Handys in der Blumenvase versenkt, und Annette (Renate Soder), kotzt schließlich ihre vornehme Zurückhaltung auf den Kunstkatalog der Gastgeberein.

Die Texte von Reza sind bestes Futter für Schauspieler – eine gelungene Inszenierung aus der Theaterregion Innviertel. Heute 14. 1. 2012 um 20 Uhr ist noch einmal Gelegenheit, das Stück zu sehen.

Alain: Christian Prandl Annette: Renate Soder Michel: Robert Ortner
Véronique: Gabriele Pointner

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