Am Ende der Sackgasse ………….
20. April 2012 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von Hermine Touschek:
TheMA – Theater Marchtrenk hatte am 13. März mit einem Stück von Marsha Norman – Nacht, Mutter, Premiere.
Nach ihrer Scheidung lebt Jessie wieder bei ihrer Mutter auf dem Land, in scheinbarer Harmonie. Eines Abends eröffnet Jessie ihrer Mutter den Entschluss, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Es beginnt der verzweifelte Kampf einer Mutter um das Leben ihrer Tochter…
Vor den Augen des Betrachters entwickelt sich allmählich eine lange Geschichte des Schweigens und der Missverständnisse.
Das Stück wurde in 23 Sprachen übersetzt und 1983 in Cambridge uraufgeführt und lief anschließend mit Kathy Bates als Tochter auf dem Broadway. Die deutsche Uraufführung fand 1984 am Düsseldorfer Schauspielhaus statt. Marsha Norman erhielt 1983 den Pulitzer Preis in der Sparte Drama.
Karl Krennhuber führte in seiner Regie Mutter (Waltraud Leeb) und Tochter (Karin Gruber) auf eine emotionale Entdeckungsreise, die niemanden unberührt ließ. Der Zuschauer kämpft als ohnmächtiger Beobachter mit der Mutter einen Kampf um Leben und Tod – einen Kampf um die Tochter – hin- und hergerissen zwischen Aufbäumen und Resignation. In diesem Gefühlschaos solidarisiert sich das Publikum auch mit der selbstmörderischen Gedankenwelt der Tochter: „Ich habe jemand verloren, der ich nie war, der ich vielleicht sein wollte, aber den ich nie erreicht habe.“ Die Kernaussage der Mutter im Kampf um das Leben ihrer Tochter: “Wenn du den Mut hast dich umzubringen, dann hast du auch den Mut weiter zu leben…“ In gespenstisch kalter Weise gibt Jessie ihr zur Antwort: “Das weiß ich. Darum ist es auch nur eine Frage, wo ich lieber sein möchte …“
Ein mutiges, dramatisches Stück Theater in einer großartigen, sehr persönlichen Umsetzung.
Mutter: Waltraud Leeb | Tochter: Karin Gruber |