Die letzten Tage der Menschheit

7. Juli 2014 | Von | Kategorie: Rezensionen

 

OLYMPUS DIGITAL CAMERARezension von ……………………………. Hermine Touschek

Am 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg – der Beginn des Ersten Weltkrieges. Ein Krieg, der bis November 1918 andauerte und rund 17 Millionen Menschenleben forderte. Im zeitgenössischen Empfinden ist dieser Krieg als der „Große Krieg“ in die Geschichte eingegangen.

Karl Kraus arbeitete fast sieben Jahre, den ganzen Krieg hindurch und die erste Nachkriegszeit, an seinem Monumentalwerk „Die letzten Tage der Menschheit“. 1922 erscheint es als Buch. Die erste Auflage von 5.000 Exemplaren ist innerhalb weniger Monate vergriffen. Karl Kraus lässt darin in einer riesigen Vielfalt von 220 Szenen Hunderte von Personen auftreten. Es ist eine gewaltige Sammlung an Berichten und Zeitungsmeldungen, auf der Straße Gehörtes und Gesehenes, Anordnungen der Zivilbehörden, Gerichtsurteile und Kriegspredigten. Die Tragödie war nicht für die Bühne konzipiert, sondern als Lesestück.
Josef Mostbauer wagte sich mit dem „Gusentheater“ daran, mit klug ausgewählten Szenen und Protagonisten eine Bühnenversion zu inszenieren.
Ungeschminkt sammelte Kraus die Szenen des Grauens im Krieg, zeigt das Schicksal der Erniedrigten und Beleidigten. Er geißelt die unsägliche Dummheit der Menschen, die den wahren Tatbestand nicht sehen sollen und alle Anstrengungen unternehmen, ihn nicht sehen zu müssen.

Josef Mostbauer bietet dem Publikum kein „Wohlfühltheater“. „Die letzten Tage der Menschheit“ ist Komödie, Tragödie und Posse in Einem. Die Regie lässt geschickt Komik und Gewalt ein Bündnis eingehen, dem sich der Zuschauer nicht entziehen kann. Eine Anklage gegen die Hohlheit der Phrasen, hinter denen das ungeheure Gemetzel und das Leiden der Menschen aller beteiligten Nationen, durch politische und soldatische Führer, und vor allem durch Presse und Journalismus, verschwinden sollte.
Mostbauer nimmt den Text ernst und lässt ihn nicht durch eine krampfhaft moderne Inszenierung zerschlagen. Das sparsame Bühnenbild wird vom Doppeladler dominiert und geschickt untermalende, ausgewählte Musik, von Schellack bis Electronic, von Marsch bis Starwars, verbindet die Szenen. Eine durch und durch tolle Leistung aller Schauspieler, die glaubhaft in die verschiedenen Rollen schlüpfen.

Unbedingt anschauen! Noch zu sehen am 18. Und 19. Juli um 20 Uhr und am 20. Juli um 18 Uhr
http://www.gusentheater.at/

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