Polemos und Eros, Krieg und Liebe….
24. November 2014 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………… Bernhard Paumann
………. sind vielfach eng miteinander verknüpft: Krieg um die Liebe, Krieg wegen der Liebe, der Liebe zwischen dem Trojaner Paris und der entführten Gattin des Menelaos, Helena, wie uns Homer in seinem umfangreichen Epos „Ilias“ über den 10jährigen Kampf um Troja berichtet. Und diese Auseinandersetzung hat Volker Schmidt (bekannt durch den Nestroypreis für sein Stück „Koma“) genial in die heutige Zeit übertragen. Ebenso beeindruckend ist auch die szenische Umsetzung durch die Welser Theatergruppe Vogelweide unter der Regie Franz Strassers. Das heurige Weltkriegs-Bedenk- und Gedenkjahr ist mit ein Grund, dieses Stück zu zeigen. Ein einfaches und doch raffiniertes Bühnenbild (Clemens Zimmerberger, Franz Strasser) mit wechselnden Fotos aus dem Ersten Weltkrieg lenkt nicht vom eindringlichen Text ab.
Hermes (Klaus Pfaffenberger läuft nach anfänglicher Zurückhaltung zu einer Hochform auf) spielt im griechisch-trojanischen Konflikt den Vermittler, Diener Entertainer und Kommentator. Souverän das Liebespaar Helena (Johanna Schwingshandl) und Paris (Johannes Minichmair), das auch vermittelt, dass es nicht allein um die Liebe, sondern auch um handfeste wirtschaftliche Interessen geht. Der Sohn des Priamos (präsent Samy Schrittwieser) wird als Partytiger gezeichnet, als schwer greifbares Individuum zwischen Arroganz und Sensibilität. Das martialische Auftreten Hektors (Simon Salzinger) täuscht nicht über den „tumben“ Kämpfer hinweg. Mit vornehmer Zurückhaltung, aber eindringlich bringt Kassandra (Sigrid Mallinger) ihre Warnungen vor, die aber nicht geglaubt werden.
Im Rambo-Look präsentieren sich die griechischen Kämpfer: Odysseus (Hans Salzinger), Menelaos (Erik Hohensinner), Patroklos (Andreas Baumgartner) und Diomedes (Thomas Scheinecker), während Achill (Franz Reiter) und Agamemnon (Thomas Hochreiter) sich wegen der Sklavin Briseis (berührend zwischen Opfer und Selbstbestimmtheit Johanna Salzinger) in die Haare geraten. Persönliches Prestige ist wichtiger als der Kampf. Das schwarze Outfit der beiden Kontrahenten wie auch ihr Auftreten erinnert an eine dunkle „tausendjährige“ Zeit.
Es ist ein wichtiges Stück, es ist ein notwendiges Stück, es ist ein nachdenkliches Stück – wohl wert, es unbedingt gesehen zu haben. Die ausgezeichnete Ensemble-Leistung hilft uns dabei.
»Der Mensch braucht Geschichten, um die Geschichte seines Lebens zu erkennen. Ohne Geschichten sind wir unstrukturierte Zufallsprodukte und als solche nicht überlebensfähig. Wenn wir uns unsere Geschichte in unser Leben schreiben, erhalten wir Anfang, Höhepunkt und Ende. Aber wie sollen wir das tun, wenn wir keine Geschichten kennen? Deshalb lauschen wir Geschichten, sobald wir der Sprache mächtig sind. Solange wir lauschen können, sind wir nicht verloren.« (Zitat Volker Schmidt)