Von den Wirren der Realpolitik
9. Juli 2015 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von …………………………………Christian Hanna
Der Theaterverein Bühne Grünau wählte fürs 9. Grünauer Sommertheater Ausgespielt, eine Komödie des Wahlgrünauers René Freund, die der Autor natürlich ein bisschen für die örtlichen Gegebenheiten adaptieren musste. Bei dieser Revisor – Variation werden im selbstverständlich fiktiven Ort Talstadt mit seinen selbstverständlich fiktiven Führungspersönlichkeiten Bürgermeister (Herbert Hüttner), Hotelier (Franz Danner), Bankdirektor (Manfred Sperrer), Polizeikommandant (Karl Geiger) und Prälat (Karl Unterreiter) zwei Beamte der Korruptionsstaatsanwaltschaft „erwartet“, die in diesem Ort ja sicher gar nichts zu tun hätten. Tatsächlich kommen aber zwei arbeitslose Schauspieler (Alfred Schatz und Walter Mayerhofer), die auf Engagement an der leider geschlossenen Grünauer Bühne hofften. Im Auftrag einer Putzfrau (Christine Moser) und zweier Kinder (Bettina Mayrhofer und Markus Krottendorfer) der Honoratioren geben sie vor, die beiden Beamten zu sein – die die Hand aufhalten – die Dorfgrößen erpressen wollen – als Investoren auftreten?!?! Mit russischem Oligarchengeld im Hintergrund könnten doch die größenwahnsinnigen Träume von einem Freizeitparadies, das total von Natur und Klima entkoppelt ist, wahr werden . . .
Helmut Gebeshuber inszenierte die sehr amüsante Geschichte – alle Ähnlichkeiten sind natürlich rein zufällig – auf der gössergrünen Bühne von Marion Wicher flott und absolut „artgerecht“. Die meisten Figuren auf der Bühne bleiben bei aller Individualität der Darsteller Typen; jeder Zuschauer glaubt so einen gefälligen Lokalpolitiker zu kennen. Mehr Persönlichkeit zeigen die leidtragenden Frauen, die Gattinnen (Lisa Lax und Johanna Leithinger), die Tochter, die Assistentin (Katharina Traußnig-Schwarz), die endlich ein bisschen Rache an den Alpinmachos nehmen können.
Ein entscheidender Beitrag zum guten Gelingen, zum Abrunden der originellen Produktion ist einmal mehr die Bühnenmusik, hier in Gestalt der Orig. Schodagruam Dirndln: mit süßen Stimmen und glöckchenreiner Harmonie singen sie die boshaftesten Gstanzln nach lokaler Tradition. Das Publikum jubelte, der anwesende Autor war offensichtlich recht glücklich mit der Umsetzung seines Texts.