Er trotzt den Nazis und dem Regen…

10. Juli 2017 | Von | Kategorie: Rezensionen

Altenberg

Rezension von ………………………… Bernhard Paumann

… der Schwejksche Fleischermeister Karl Bockerer im gleichnamigen Bühnenstück „Der Bockerer“ von Ulrich Becher und Peter Preses, das die Theatergruppe Altenberg im wunderbaren Ambiente des Katzjaga Stadels stimmungsvoll auf die Bühne bringt. Gott sei Dank hat sich der Regisseur Gerhard Koller ohne die großen Vorbilder für eine bodenständige Version entschieden – und das ist gut so. Deshalb hat das Wienerische auch eine starke Mühlviertler Färbung.

Schon vor 20 Jahren spielte Anton Aichberger den aufmüpfigen Systemverweigerer (der Chronist hat diese Aufführung nicht gesehen), diesmal in einer souveränen Manier. Verhaltener Humor, eine ansatzlose Bissigkeit, gepaart mit einer hinterfotzigen Naivität und polterndem Grantlertum. Berührende Momente – von den vielen – sind wohl die Trennung von seinem Sohn Hans (Andreas Hörtenhuber als überzackiger SA-Mann, der ein bisschen auf seine Stimme achten muss) und die Versöhnung. Ihm genial zur Seite Peter Geisler, der einen wunderbaren Hallodri mit wienerischem Gemüt und abwägender politischer Vorsichtigkeit abgibt. Bockerers Frau Binerl (Rosi Grömer) wirkt dagegen ein wenig blass. Auch die Rolle des Dr. Rosenblatt (Fredi Wahlmüller) ist etwas verhalten angelegt. In den wenigen Momenten setzt Peter Schaumberger als gockelhaft verbindlich agierender Rayonsinspektor schauspielerische Miniaturen. Ein brillantes stimmliches und mimisches Feuerwerk brennt Christian Kudler als verrückte Hitler-Parodie ab. Sehr eindringlich und still als Eisenbahner Hermann Sepp Weissengruber. Auch die vielen kleinen Rollen tragen zur schönen Gesamtleistung bei. Massenszenen sind im Amateurtheater immer eine besonders schwierige Aufgabe. Eine stringente Choreografie verhindert den Prozessionscharakter.

Der heraufdräuende Weltkrieg und das tragische Ende wurden durch ein aufziehendes Gewitter noch verstärkt, und starker Regen setzte den Schauspielerinnen und Schauspielern arg zu, wurde aber von ihnen mit Bravour gemeistert. Dass nach der Pause der Regen aufhörte, führte zu einem versöhnlichen Schluss eines sehenswerten Theaterabends.

Noch zu sehen am:
Juli: 12., 13.,14., 18., 19., 27., 28., 30., jeweils um 20 Uhr
August: 3., 4., 5., 10., 11., jeweils um 20 Uhr

http://www.kultur.altenberg.at/theater/index.htm

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