Wenn Charleys Tante zweimal kommt…
25. November 2017 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………….. Christine Mitterweissacher
Im November 2017 inszenieren die Theatergruppen Schiedlberg und Kematen an der Krems Versionen der Erfolgskomödie ‚Charleys Tante’ von Brandon Thomas. ‚Supergau!’ taucht als erstes auf. ‚Das geht doch nicht’, meinen einige. Und dann … ging es doch.
Natürlich war es verlockend, in beide Stücke einzutauchen. Gesagt, getan. Theaterliebhaber und –innen lassen sich nur wenig entgehen. Nichts wie hin.
Helmut Boldog wählt für seine gelungene Regie in Kematen die Originalversion um den neu renovierten Pfarr- und Theatersaal einzuweihen. Er unterhält das Publikum mit seinem engagierten und versierten Ensemble auf eine schwungvoll amüsante Art. Andreas Schimpelsberger schwirrt gekonnt als Babbs, alias Charleys Tante, von einer Verwicklung in die andere. Die weiteren Damen und Herren des Teams verschaffen mit ihrem amüsanten Spiel dem Publikum heilsame Lachsalven. Reminiszenz an bekannte Vorbilder, ja. Eigenständige gelungene Kemater Aufführung, auch ja.
Und was passiert in Schiedlberg? Hier sind die Russinnen eingezogen. Die Gruppe entscheidet sich für die Neufassung des Künstlerischen Leiters des Phönix Linz, Harald Gebhartl. Die angebeteten Damen sind Töchter russischer Oligarchen, die lechzenden Liebhaber österreichische Lebemänner. Es entwickelt sich ein rasantes Spiel mit charmanten Regieeinfällen. Sam Zibuschka lässt seine Tante, liebenswürdig und witzig gespielt von Bernhard Söllradl, einen russischen Anwalt und einen ehemaligen Honorarkonsul von Burundi verzaubern. Die passionierte Truppe sorgt mit scharf getimten Gags für Zwerchfell- und Lachmuskeltraining. Die flotte Inszenierung wird zudem noch mit köstlichen Gesangseinlagen und einem feucht fröhlichen Butler, Karl Mayr, garniert. Die vorhandenen dialektalen Einflüsse in der Artikulation irritieren ein wenig. Sie sind allerdings teilweise gewollt und teilweise gehören sie einfach dazu.
Abschließend lässt sich sagen: Operation gelungen, die Patienten leben! Zwei gleiche Stücke entpuppten sich als zwei ähnliche, aber im Grunde doch völlig unterschiedliche Produktionen. Was eventuell für benachbarte ‚professionelle’ Theater zumindest unangenehm wäre, kann für ‚Liebhaberbühnen’ durchaus befruchtend sein. Die Tante kann ruhig zweimal kommen.
Wird in Kematen noch gespielt am:
24. und 25. November um 20 Uhr
26. November um 15 Uhr
https://www.theater-kematen.at/