Wie man scheinbar aussichtslos aneinander vorbei liebt….
28. Oktober 2024 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension: Bernhard Paumann; Foto: Theatergruppe Helfenberg …..
…. und am Schluss doch noch zusammenkommt, zeigt uns eine der bekanntesten Komödien William Shakespeares, nämlich „Was ihr wollt“. Dem Theater Helfenberg ist es zu verdanken, hier einen dichten, puristischen Shakespeare nicht nur zu sehen, sondern ihn auch zu erleben. Unter der Regie von William Mason beginnt das burleske Stück um Verwechslungen und Liebes-Wirren seine ganze Intensität zu entfalten.
Clemens Wolkerstorfer verkörpert als Herzog Orsino mit Noblesse die maßlose Liebe in Gestus und geschliffener Sprache zu Gräfin Olivia (Anna Mossböck), die mitfühlend in Trauer um ihren verstorbenen Bruder die Anträge ablehnt, aber die aufkeimende Liebe zur als „Cesario“ verkleideten Viola in diesem Zwiespalt von Schüchternheit und maßlosem Begehren zum Ausdruck bringt. Eva Prechtl als Viola spielt gekonnt die unterdrückte Weiblichkeit und ihre männliche Rolle in dem Wechselspiel von Liebe zum Herzog und ihrer Ablehnung der Avancen der Gräfin.
Es wäre keine Shakespeare-Komödie, wenn es nicht ein Rüpelspiel gäbe, das in ein wahres Feuerwerk der Komödiantik ausartet. Günter Wolkerstorfer als ständig betrunkener Sir Toby erinnert in seinem präzisen Spiel der Trunkenheit und dem gestenreichen Wortwitz an den seligen Karl Valentin, sein Saufkumpane Sir Andrew (Wernher Keplinger) verkörpert gekonnt die Ahnungslosigkeit dem Leben gegenüber als hoffnungsloser Brautwerber. Dieses Duo macht sich mit der Kammerfrau (sehr intrigantisch Marisa Kainberger) und dem Clown (Theresa Mittermayr anfangs etwas verhalten, dann doch mit Zügen des Irrwisches Puck) einen Spaß mit dem eingebildeten Haushofmeister Malvolio (Maurizio Revertera steigert sich zum Ende hin in ein Furioso von Komödiantik). Tobias Wolfmayr als Violas Zwillingsbruder Sebastian spielt sensibel den ahnungslosen Bräutigam der Gräfin. Auch das übrige Ensemble (Jonas Leibetseder, Dominik Revertera, Anastasia Lummerstorfer, Pauli Madlmayr und Christine Lumetzberger) hat zum Gelingen dieses amüsanten Abends beigetragen.
William Mason hat hier mit einem radikalen Strich Schwung in das Verwirrspiel gebracht und die Figuren charaktermäßig ausgezeichnet besetzt. Ja, und die Arrangements der Lieder vorgenommen sowie bei der Aufführung sensibel auf dem Klavier begleitet. Unwahrscheinlich, wie kraftvoll und doch einfühlsam die Lieder herübergekommen sind. Extraapplaus für die Musik und das Stimmenpotenzial.
Das doch etwas pastos üppige Bühnenbild einer Gartenlandschaft passt nicht unbedingt, ein schwarzer Vorhang hätte die von Shakespeare gewünschte Kargheit noch deutlicher unterstrichen. Vielfach wird vergessen, dass das Publikum auch Fantasie hat, und die war hier gefordert.
Ein gelungener Abend, ein großartiger Shakespeare, wie ihn sich manches Profitheater wünschen könnte.
Noch zu sehen:
31.10. u. 2.11. jeweils um 20 Uhr
3.11. um 17 Uhr
https://www.tips.at/nachrichten/rohrbach/kultur/662447-helfenberger-theatergruppe-bringt-was-ihr-wollt