Menschliche Schwächen – karikiert
28. Oktober 2024 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension: Bernhard Paumann; Foto: Johann Lindorfer …………..
…….. zeigt die Theatergruppe Lembach, die sich nach einer Pause seit 2016 einem Relaunch unterzogen und mit Julia Schütz eine neue Obfrau hat, die mit der damaligen Jugendgruppe eine Vorbildwirkung im Amateurtheaterverband OÖ ausstrahlte.
Als „Kritiker“ fragt man sich, was eine Gruppe bewegt, heutzutage noch Kotzebue zu spielen. Sicher, der Autor war zu seiner Zeit weitaus berühmter als Goethe und Schiller, aber sehr bald in Vergessenheit geraten. Und doch sind „Die deutschen Kleinstädter“ auch in heutiger Sicht gar nicht so inaktuell, gibt es doch immer noch Ämter-, Rang- und Titelsucht, hinterhältige Tratschereien, Heuchelei und Bigotterie. Und menschliche Schwächen zeigen in der Karikatur in wahres Gesicht.
Ein Regie-Trio, nämlich Hans Falkinger, Julia Schütz und Renate Thorwartl, hat den Stoff etwas entstaubt und heiter fröhlich auf die Bühne gestellt und sogar über die Bühne hinaus, denn der Zuschauerraum wurde mit alten Hausfassaden, gestaltet von SchülerInnen der 4. Klasse, und einer Dorflinde aus Klopapierrollen und Pet-Flaschen (© Hans Falkinger) zu einer Kleinstadt. Ein Quartett reiferer Damen (Andrea Richtsfeld, Veronika Falkinger, Berta Reiter und Elfriede Hackl) echauffiert sich vielleicht zu karikierend (wozu auch der wunderliche Kopfputz beiträgt) über die aus der Residenz zurückgekehrte Tochter des Bürgermeisters, Sabine (Julia Schütz spielt hier resolut charmant mit einer gewissen Bauernschläue ein aufgeklärtes „Frauenzimmerchen“), weil sie die Verlobung mit dem Bau-, Berg- und Weg-Inspektors-Substitut Sperling (Florian Wakolbinger als aufgeblasener Spießbürger) ablehnt und sich lieber mit Herrn Olmers (David Aiglstorfer spielt hier einen etwas zu blassen, zurückhaltenden Liebhaber) verbinden möchte. Das möchte aber der Bürgermeister (Leopold Reiter changiert zwischen kleinstädtischer Beschränktheit und Aufgeblasenheit und wird hier in Wort und Gestus selbst zur Karikatur) verhindern. Dass Peter Reiter, Veronika Hopfner, Hermann Bruckmüller und Anton Bauer das Ensemble verstärken, möge nicht unerwähnt bleiben.
Mit dieser Produktion ist den Lembachern ein hoffnungsfroher Neubeginn geglückt, in dem aber noch ein Quäntchen sprachlicher und gestischer Arbeit steckt. Ein neues Theaterstück wird mit Spannung erwartet.
Noch zu sehen am:
31.10. und 2.11. jeweils um 20 Uhr
https://www.adh-lembach.at/