Krieg der Sternchen in Peuerbach
2. Februar 2025 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension und Foto ………. Christian Maier …………..
Mit „Kalter weißer Mann“ schafft es das Autorenduo Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, gesellschaftlich relevante und höchst aktuelle Themen wie Rassismus, Macht und Privilegien auf eine humorvolle, aber auch provokante Weise zu behandeln. Unter der Regie von Brigitte und Herbert Wiesinger gelingt ein höchst amüsanter Wechsel zwischen lustigen Momenten und ernsthafter Reflexion.
Die Handlung folgt einem „weißen Mann“, der offenbar tief in einer existenziellen Krise steckt, spielt er ja nun bereits seit nahezu 35 Jahren die zweite Geige in einer alteingesessenen Firma für Feinstrumpfwaren. Nun ist der 94-jährige Patriarch des Unternehmens verstorben und sein Protegé Herr Binder (Herbert Wiesinger) ist der festen Überzeugung, er werde sein Nachfolger. Die von ihm organisierte Trauerfeier läuft dann allerdings völlig aus dem Ruder. Sorgt doch der Text auf der Kranzschleife für heftige Irritationen: „In tiefer Trauer. Deine Mitarbeiter“ geht ja wohl gar nicht – findet zumindest die Marketing-Leiterin Frau Bergreiter (Anne Weinberger). Wo bleiben denn da die weiblichen Angestellten? Und auch seine Sekretärin Sabine (Kornelia Wagner), der Social Media Chef Mike (Kevin Prechtl) und sogar die Praktikantin Lea (Lilli Wagner) sind derselben Auffassung. Sollte man hier nicht den Text ändern oder gar ein Gender-Sternchen aufmalen? Unter dem Druck des für die Trauerfeier verantwortlichen Pfarrers (Helmut Bannert) eskaliert die Situation letztendlich derart, dass sogar die Vormachtstellung des Geschäftsführers in spe ins Wanken gerät.
Das beeindruckende Bühnenbild, die Gestaltung des Lichts und die Auswahl der Musik passen sich hervorragend an die Szenerie an und unterstützen dabei perfekt den emotionalen Bogen der Geschichte.
In einer Zeit, in der Diskussionen über Privilegien und soziale Ungerechtigkeit allgegenwärtig sind, gelingt es dem Peuerbacher Schlosstheater mit dieser Produktion eine ebenso witzige wie nachdenklich stimmende Auseinandersetzung mit den Themen Rassismus und Machtverhältnisse zu führen. Dies gelingt vor allem dank der großartigen Leistungen der Darsteller*innen. Sie schaffen es mit viel Fingerspitzengefühl, die verschiedenen Charaktere der Figuren äußerst glaubhaft und authentisch zu zeigen und jede Szene nachvollziehbar, zum Teil aber auch erschreckend realistisch zu machen.
Ein absolut lohnender und überaus kurzweiliger Theaterabend der bereits heute Lust auf das nächste Mal macht!