Die Liebe – ein Narrenhaus

10. Juni 2012 | Von | Kategorie: Rezensionen

Rezension von Hermine Touschek ……….

Theater Offenhausen hatte am 26. Mai mit der Komödie „Die Narren von Valencia“ Premiere. Konsulent Reinhard Schotola zeichnet für Regie und Textbearbeitung verantwortlich. Das spanische Original (Los locos de Valencia) stammt von Lope de Vega aus dem Jahr 1590. Von dem Stück gibt es eine englische Übersetzung von David Johnston („Madness in Valencia“). Der Regisseur arbeitete sich praktisch durch eine doppelte „Sprachinterpretation“ vom Spanischen ins Englische und vom Englischen ins Deutsche, die er selbst machte. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

Lope de Vega wird auch als „Spaniens Shakespeare“ bezeichnet. Er gilt als der Begründer des spanischen Nationaltheaters. Die spanische comedia verdankt im Wesentlichen ihre Entstehung italienischen Impulsen der commedia dell’ arte. De Vega orientierte sich aber nicht an der griechischen Antike, sondern an der spanischen Lebenswelt. Er mischte das Tragische mit dem Komischen und sorgte so für großen Unterhaltungswert.

Das Stück entführt das Publikum ins 16. Jhdt. nach Valencia und hat alle Elemente von Shakespears Komödien: ein chaotischer Mix aus Flucht, geheimen Identitäten, unerfüllter Liebe und Eifersucht. Und alles endet in einer glücklichen Lösung.

Floriano (Gerold Stögmüller) denkt, er hat einen Prinzen erstochen. Er tarnt sich als Verrückter und geht ins Irrenhaus. Dort begegnet er Erifila (Birgit Renöckl), die zuerst ihr Herz und dann ihren Kopf verloren hat, weil ihr Liebhaber mitsamt ihren Habseligkeiten verschwunden ist. Im Schutz der Anstalt verlieben sich die beiden und beklagen gegenseitig ihre Verrücktheit. Weitere Liebesnarren bevölkern die Szene und wirbeln die Geschichte kräftig durcheinander.

„Die Liebe verwirrt den Verstand und macht das Herz kaputt“ – Lope de Vega wusste, worüber er schrieb. Bei seinen zahlreichen Affären und Kindern, die daraus entstanden, überrascht es, dass er dennoch Zeit gefunden hat, an die 1500 Stücke zu schreiben.

Wer in dieser übermütigen Komödie die Verrückten sind, liegt im Auge des Betrachters. De Vega verarbeitete in diesem Stück viele Anspielungen auf seine Kritiker, denen er vorwarf, nicht wirklich das zu sein, was sie vorgaben.

Die witzige Übersetzung von Schotola zeigt zeitgemäße Heiterkeit, ohne den ursprünglichen Geist des Stückes zu verleugnen. Eine „irre“ Carmen singt die Habanera und die Insassen des Narrenhauses schreien Parolen in das Publikum: Serafin statt Sarazzin! Emanzipation statt Menstruation!  Das „Delirium Eroticum“ macht vor niemandem Halt – die Liebe kennt kein Maß und keine Grenzen.

Das Stück wird ausgezeichnet geführt durch das Liebespaar (Birgit Renöckl, Gerold Stögmüller). Es zeigt sich bei dieser Produktion wieder einmal, dass es im Theater keine „kleinen“ Rollen gibt. Das starke komische Spiel, die durchgetragenen kleinen Unzulänglichkeiten, machen es dem Zuschauer leicht, über und mit den Charakteren zu lachen und trotz der Länge einen unterhaltsamen Theaterabend zu genießen.

Birgit Renöckl-Christian Hofstadler Ingrid Reinthaler Birgit Renöckl-Gerold Stögmüller Kurt Tischlinger Katharina Pointner-Sebastian Seifried

 

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