Theaterrunde Gutau seviert ein tödliches Getränk: Holunderwein mit Arsen
22. November 2014 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ……………………….. Hermine Touschek
Unter dem Titel „Arsen und weiße Spitze“ (besser bekannt unter „Arsen und Spitzenhäubchen“) bringt Regisseurin Brigitte Wolf die skurrile Kriminalgroteske auf die Bühne. Ein Stück von Joseph Kesselring, das seine Broadway-Premiere 1941 feierte und nichts von seinem Charme eingebüßt hat.
Zwei liebenswerte, ältere Damen, Abby und Martha Brewster (Ingrid Klopf und Renate Enzenberger), laden gerne zu Tee und Keksen in ihr Haus in Brooklyn ein. Aus reinem Mitgefühl und ohne jedes Schuldgefühl, erlösen sie ältere, einsame Herren von ihrem traurigen Schicksal durch ein Glas Holunderwein mit Arsen und Strychnin. Ihr etwas sonderbarer Bruder Teddy (Fritz Renhart), der sich für Präsident Roosevelt hält, hilft ihnen, die Leichen im Keller zu verscharren, in der Annahme, Opfer der Malaria zu beseitigen. Mittlerweile sind es 12 an der Zahl, und der Platz wird allmählich knapp. Als ihr Neffe Mortimer (Manfred Wolf) dahinter kommt und auch noch sein aus dem Gefängnis entflohener, geistesgestörter Bruder Jonathan (Hort Prückl) auftaucht, findet das beschauliche Leben ein jähes Ende.
Die Theatergruppe Gutau ist gesegnet mit engagierten Mitgliedern. Betritt man das Foyer, fällt einem sofort die „stückentsprechende“ Dekoration auf: Kerzenleuchter, alte Fotos, Spitzendecken. Natürlich wird auch Holunderwein kredenzt. Wenn sich der Vorhang öffnet, zeigt sich ein zauberhaftes, detailverliebtes Bühnenbild. Diese Liebe setzt sich in den Kostümen der Schauspieler und in der Ausstattung fort.
Brigitte Wolf ließ die Spitzenhäubchen im Titel und bei den Schwestern Brewster weg – und das war auch gut so. Die beiden sind keine schrulligen Häubchenträgerinnen, sondern in ihrer sehr speziellen Art, zwei „toughe“ Damen, die sehr genau wissen, was sie tun und warum sie es tun – reine Nächstenliebe. Die beiden Darstellerinnen agieren nie albern. Sie sind hinreißend liebenswert und sehr überzeugend. Fritz Renhart als Teddy (Roosevelt) hat von Anfang an die Herzen des Publikums gewonnen und sorgt für viele Lacher.
Manfred Wolf als Mortimer ist ein biederer Musterneffe, und es wird ihm mitleiderregend bewusst, dass er wahrscheinlich den Irrsinn der Familie in den Genen hat.
Eine gelungene Produktion mit Situationskomik und Slapstickeinlagen.
Noch zu sehen am 27., 28., 29. Nov. um 20 Uhr und am 30. Nov. um 14.30 Uhr http://www.theater-gutau.at/
von links: Renate Enzenberger (Martha), Fritz Renhart (Teddy) |
Franz Mayböck (Dr. Einstein), Horst Prückl (Jonathan) |